Wiedereintritt in Protestantismus: "Die meisten Neuen sind Katholiken"

Mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche wenden viele Gläubige ihrer Kirche den Rücken zu - und konvertieren zum Protestantismus. Möglich macht es das Büro für Wiedereintritt.

Segen, Gebet und Kerze für den Wiedereintritt. Bild: dpa

Taz: Herr Gerhardt, in Bonn leiten Sie eine sogenannte Wiedereintrittsstelle, wo sich Menschen melden können, die der evangelischen Kirche beitreten wollen. Kommen jetzt viele katholische Konvertiten, die durch die Missbrauchsskandale schockiert sind?

Joachim Gerhardt: In den vergangenen zwei Monaten sind tatsächlich einige Katholiken zu uns übergetreten. Das waren etwa 60 Prozent aller Neuzugänge.

Haben Sie gezielt geworben?

Nein, überhaupt nicht. Wir werben niemanden ab.

Aber trotzdem sind Sie „Kriegsgewinnler“?

Das wird uns oft vorgeworfen. Aber wir profitieren nicht von der Krise in der katholischen Kirche. Im Gegenteil. Auch bei uns Protestanten treten einige aus, weil sie sich über den Papst ärgern.

Wenn Sie nicht gerade enttäuschte Katholiken aufnehmen: Wer kehrt ansonsten zur evangelischen Kirche zurück?

Anfangs dachten wir, dass vor allem Ältere wieder eintreten würden, die sich ein evangelisches Begräbnis wünschen. Doch stattdessen sind 75 Prozent der Neuzugänge berufstätig – zahlen also Kirchensteuern.

Sie leiten nicht nur die Wiedereintrittsstelle – Sie sind auch Pressesprecher im Kirchenkreis Bonn. Wie passt das zusammen?

Die Wiedereintrittstelle ist ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Vielleicht sind wir deswegen so erfolgreich. In machen Monaten treten mehr Menschen ein, als die Kirche verlassen.

Inzwischen gibt es mehr als 100 evangelische Wiedereintrittsstellen in Deutschland. Ziehen die Katholiken nach?

Ja. Aber bei ihnen ist das Verfahren komplizierter, so viel ich weiß.

Und wie gestalten Sie den Wiedereintritt?

Es gibt ein seelsorgerisches Gespräch, ein Segens-Gebet, eine Kerze in Form eines Engels und eine Urkunde.

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