unterm strich
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Antisemitische Bildsprache auf der documenta fifteen: Schon vor dem Start der Kasseler Kunstausstellung sah sich das Kuratorenkollektiv Ruangrupa mit Antisemitismusvorwürfen konfrontiert. Konkrete Kritik richtet sich nun aber gegen einen Beitrag des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi: Auf dem großflächigen Banner am Friedrichsplatz ist unter anderem ein Soldat mit Schweinsgesicht zu sehen. Er trägt ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift „Mossad“, der Bezeichnung des israelischen Auslandsgeheimdienstes. Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth fordert über den Twitter-Account des BKM Kultur & Medien die documenta auf, Konsequenzen zu ziehen. „Das ist aus meiner Sicht antisemitische Bildsprache.“ Auch der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, fordert die Verantwortlichen auf, den Beitrag zu entfernen. „Diese Bilder lassen überhaupt keinen Interpretationsspielraum zu. Das ist klare antisemitische Hetze“, erklärte Mendel. Das Werk müsse umgehend abgedeckt oder bestenfalls entfernt werden, forderte er. Im zweiten Schritt brauche es einen Dialog darüber, was schiefgelaufen sei und wo die blinden Flecken dieser documenta seien.

Mendel hatte sich bislang in der schon seit Monaten schwelenden Antisemitismusdbatte um die diesjährige documenta hinter die Schau gestellt. Er sagte, er sehe dort keinen Antisemitismus, kritisierte aber die fehlenden Positionen von jüdischen Künstlern aus Israel.

Auch Claudia Roth hatte Kritik an der documenta sowie Ruangrupa stets zurückgewiesen. Noch am Sonntag kommentierte die Grünen-Politikerin die Antisemitismusvorwürfe gegen das Kuratorenkollektiv und ging auf die am Samstag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gehaltene Rede ein, in der dieser die Abwesenheit israelischer Künst­le­r:in­nen thematisierte. „Ein Boykott Israels kommt einer Existenzverweigerung gleich“, so Steinmeier.

Roth hatte in der Süddeutschen Zeitung die Skandalisierung der Weltkunstschau kritisiert und davor gewarnt, die spezifisch deutschen Fragen dieser Auseinandersetzung Künstlern aus anderen Ländern „überzustülpen“.