Die Not ausgenutzt

Justiz Mann steht wegen Schleusung Hunderter Syrien-Flüchtlinge vor Gericht

Ein mutmaßlicher Schleuser syrischer Flüchtlinge muss sich neun Monate nach seiner Verhaftung in Italien vor dem Berliner Landgericht verantworten. Der 30-Jährige soll als Mitglied einer international agierenden Bande an 50 Taten beteiligt gewesen sein. Dabei seien mehr als 300 Menschen gegen Entgelt von Italien über Österreich und teilweise weiter nach Skandinavien gebracht worden.

Die Staatsanwaltschaft legt dem aus Ägypten stammenden Verdächtigen Schleusungen in der Zeit von Dezember 2013 bis September 2014 zur Last. Der 30-Jährige und einer der Komplizen hätten von Mailand aus ein Netzwerk zwischen ihnen und gesondert verfolgten Mittätern in Berlin aufgebaut, heißt es in der Anklage. Der Beschuldigte gilt als einer der Drahtzieher innerhalb der Gruppierung.

750 Euro pro Überfahrt

Flüchtlinge zahlten für die Fahrt von Norditalien nach Deutschland den Ermittlungen zufolge bis zu 750 Euro pro Person. Bis zu 17 Menschen seien bei einer Schlepperfahrt transportiert worden. Die Bande soll insgesamt rund 400.000 Euro kassiert haben. Immer wieder hätten Streifen der Bundespolizei insbesondere im Grenzgebiet zu Dänemark und Österreich Fahrzeuge mit Flüchtlingen gestoppt.

In Berlin wurde bereits drei mutmaßlichen Komplizen des 30-Jährigen der Prozess gemacht. Ein 38-Jähriger, der auch von Italien aus agierte, erhielt zwei Jahre und zehn Monate Gefängnis. Gegen zwei weitere Männer, die in Berlin Anlaufstelle gewesen seien, ergingen Bewährungsstrafen. Alle drei Schleuser hatten gestanden. Die Verhandlung gegen den 30-Jährigen wird am 11. August fortgesetzt. (dpa)