Günter von Gravenreuth: Tod eines Anwalts
Der wegen Betrugsversuchs an der taz verurteilte Günter von Gravenreuth ist tot. Auf seiner Homepage wurde eine entsprechende Nachricht veröffentlicht.
BERLIN taz | Auf der Website seiner Münchner Anwaltskanzlei steht seit Montag eine Todesanzeige zu seiner Person. In der Nacht zum Montag hat Günther Freiherr von Gravenreuth noch einen Abschiedsbrief in Form einer E-Mail an Freunde und Bekannte gesendet, meldeten am Montag unter anderem "Focus Online" und "heise online".
In dem Schreiben habe er angekündigt, sich mit einer scharfen Waffe das Leben zu nehmen, und diverse Gründe für seinen Freitod genannt. Laut einer Pressemeldung des Datenschutzvereins FoeBuD, denen das Schreiben vorliegt, nannte Gravenreuth finanzielle und private Probleme ebenso wie die Sorge um seine Gesundheit und die bald anzutretende Haftstrafe als eine Vielzahl von Schicksalsschlägen. Eine Mitarbeiterin des Vereins wollte nicht näher auf den Inhalt des Abschiedsbriefs eingehen, ergänzte aber, dass der umstrittene Anwalt sich immer den Diskussionen gestellt habe. Das wollte FoeBuD mit der Pressemitteilung positiv hervorheben.
Von Gravenreuth war 2008 wegen versuchten Betrugs an der taz und der Veruntreuung von Mandantengeldern zu einer 14-monatigen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt worden. Gravenreuth hatte die taz wegen einer eingegangenen Bestätigungsmail abgemahnt und im Nachhinein behauptet, die nachweislich eingegangene Zahlung der taz nicht erhalten zu haben. Er pfändete die Domain und versuchte sie gewinnbringend zu versteigern. Bei einer Hausdurchsuchung wurde jedoch die per Fax gesendete Eingangsbestätigung der Zahlung gefunden, was zu seiner Verurteilung geführt hat. Um ihm für die Auflösung seiner Kanzlei Zeit zu geben, wurde der Haftantritts auf Mitte Januar 2010 verschoben. Nachdem von Gravenreuth diesen Termin verstreichen ließ, drohte ihm nun in Kürze eine zwangsweise Abführung.
Leser*innenkommentare
Michael Knuth
Gast
So etwas nennt man dann formaljuristisch biologische Selbstreinigung - Immer zu, solche Anwälte sollten seinem beispiel folgen, sie können sich menschlich nur verbessern.
daniel
Gast
Der hat doch viele C64 Kopierer fertig gemacht, finanziell usw und auch andere Menschen.
Bäckerblume
Gast
Der feige Abgang eines schwarzen Schafes.
Tot ist wer vergessen ist, wer war das nochmal??
Peter
Gast
War was?
Tut Nichts zur Sache
Gast
Er hat vermeintlich die Schwäche anderer genutzt.
Jetzt hat er seine eigene Stärke erkannt.
roflcopter
Gast
Hier liegt Günni.
Er starb wie er lebte.
Fragender
Gast
Wo bitte ist auf der seite gravenreuth.de das Impressum? Impressumspflicht in duschen Landen?
Hmm... und wen den jetzt jemand abmahnt....
Wer denkt an die Opfer die seine Machenschaften erleiden mussten?
....juhu die Sonne scheint...
reibln
Gast
Jedes i ein ä, jedes u ein o, jedes unbetonte e ein ö,
und schon klingt "gedenken an einen widerstandskämpfer"'s Beitrag anders.
Bei der Dutschke-Straße schlage ich vor, den CDU-initiierten Bürgerentscheid
von 2007 zu akzeptieren.
@JosFritz Ihr Beitrag ist ein brillantes Argument zum Weiterdenken.
Ehrbahrer Hamburger Kaufmann
Gast
@von reibln:
Muahaha. Das ist der geil-lustig-härtest-zynischste und vollkommen punktgenaue Kommentar den ich in langer Zeit gelesen habe! Selten so gelacht.
Das lässt mich fast die 300€ meiner mega-nickeligen AGB Abmahnung (durch die selbsternannte "Wettbewerbszentrale e.V.") vergessen...
Also von Gravenreuth gehört zu den 4-5 Menschen auf diesem Planet, bei dem ich in Facebook-lingo zu dieser Nachricht nur sagen kann:
Like.
Ein Freund
Gast
Wenigestens im Angesicht des Todes sollten Feindschaften begraben sein.
Ansonsten wäre es erbärmlich sich ein mensch zu nennen
Herr_Lehmann
Gast
NACHWORT
Ach was muß man oft von bösen
Buben hören oder lesen!
Wie zum Beispiel hier von diesem,
welcher Günter Dörr gehießen.
Der, anstatt durch Johnnys Lehren
Sich zum Guten zu bekehren,
Nachmals noch die Taz verlachte
Und sich heimlich lustig machte.
Ja, zur Übeltätigkeit,
Ja, dazu ist man bereit!
Gesetze biegen, Menschen quälen,
Taz.de und Zwetschen stehlen.
Das ist freilich angenehmer
und dazu auch viel bequemer,
als im Gerichte oder Knast
zu sitzen auf dem toten Ast.
Aber wehe, wehe, wehe,
wenn ich auf das Ende sehe!
Ach, das war ein schlimmes Ding,
wie es Günter Dörr erging.
Doch im ganzen Netz herum
ging ein freudiges Gebrumm
"Gott sei Dank! Nun ist's vorbei
mit der Übeltäterei!"
(frei nach Wilhelm Busch)
JuranWiesbaden
Gast
Wirklich bezeichnend, wie ekelhaft sich hier das linke Pack zum Tod eines menschlichen Wesens äußert.
Bezeichnend auch Udo Beyer's Aussage weiter unten: Bravo, das haben Sie fein gesagt!
JosFritz
Gast
GvG war auch ein Till Eulenspiegel, der dem Rechtsstaat den Zerrspiegel vor die Visage hielt. Das deutsche Recht wäre ohne "Tanja" sicher nicht besser.
Tom
Gast
@Mauerblümchen:
Den Tod hat er selbst gewählt.
Die Frage ist: "Gönnt man ihm den Tod."
Torben
Gast
Ich verstehe weder den Volkeszorn gegen die Abmahnzunft allgemein, noch gegen diesen besonders prominenten Vertreter.
Der Gesetzgeber sitzt in Berlin.
DenkSchlächter
Gast
23.02.2010 10:25 Uhr:
von clementine:
Bravo!
Rainer
Gast
Steht das bloß auf seiner Webseite oder ist er tatsächlich tot, sozusagen amtlich beglaubigt?
Bei diesen Selbstinszenierern kann man sich ja nie so ganz sicher sein.
So oder so: Friede seiner Asche.
erleichtert
Gast
Ich kann mich noch an den Mann erinnern, als er 1982 (!) bei unserem kleinen Zeitschriftenverlag in München ankam und uns aufgrund eines fehlerhaften Impressums in unserem einzigen Druckwerk (einer Zeitschrift mit geringer Auflage) abmahnen wollte!!
Die IT-Abmahnungen hat er sich erst später einfallen lassen...
Nur zähes Verhandeln hat uns damals vor dem Ruin gerettet.
Von dem Tag an habe ich darauf geachtet, diesem Menschen aus dem Weg zu gehen.
clementine
Gast
Die drohende Haftstrafe war kein "Schicksalsschlag", der unvermittelt aus heiterem Himmel über ihn hereinbrach, sondern die folgerichtige Konsequenz des Gravenreutschen Vorgehens.
Alles hat seinen Preis. Jeder bezahlt.
Irgendwann. Auf die eine oder andere Weise.
Mauerblümchen
Gast
Ohne Mitleid oder ähnliches darzustellen: Eine Haft wäre für ihn sinnlos gewesen. Ihm wurde Krebs diagnostizert.
Und auch wenn Mensch im Leben noch so grausam waren, sollte man Ihnen nie den Tod wünschen...
Werner Winkler
Gast
Ein Suizid ist (fast) immer eine Fehl-Lösung.
Was hätte dieser Mann an Respekt bekommen, wenn er sich öffentlich zu seinen Fehlern bekannt und Wiedergutmachung geleistet hätte ...
be3
Gast
Tja, ob sich das gelohnt hat?
weint lieber um den Herr Pfitzinger.
Ich mach es jedenfalls so.
gruss
vic
Gast
Sehr viele sympathische Menschen sind in der Nacht zum Montag auch gestorben. Und nicht alle freiwillig.
Anwalt
Gast
Herzliches Bleileid ;)
Brian
Gast
Ich denke, dass sich der Mitleid über seinen Suizid, bei den Menschen denen er geschadet hat, wohl er in Grenzen halten wird...
Ich jedenfalls bin froh, dass die TAZ-Internetpräsenz nicht gepfändet ist...
thafaker
Gast
Joa, was soll man dazu sagen. Ich hatte damals über das Urteil gegen ihn auf meinem Weblog geschrieben und dummerweise ein Foto von ihm verwendet und bekam zwei Monate später darauf Post von ihm. Mein Glück war, dass ich ein Foto erwischt hatte, welches von einer öffentlichen Podiumsdiskussion stammte.
gedenken an einen widerstandskämpfer
Gast
taz.de pfänden war doch ein ähnlicher husarenstreich wie ein rudi-dutschke-str in berlin zu erzwingen. fundamentalisten und profil-neurotiker unter sich ... insofern sollte die taz ihm einen anständigen nachruf widmen. auch widerstand gegen linke meinungsdiktatur ist widerstand gegen eine diktatur und erfordert mut und eigenes denken und sollte daher anerkannt werden.
Hosenträger
Gast
Dem Kommentar von reibln ist nichts hinzuzufügen.
Udo Beyer
Gast
Es heisst, Grafenreuth war ein Schwarzes Schaf seines Berufs.
Von den Angehoerigen des Anwaltsberufs, mit denen ich waehrend der vergangenen ueber 20 Jahre zu tun hatte, waren ueber 90 % sich als selbsternannte Herrenmenschen gebaerdende Schwarze Schafe ihres Berufs, die auf mir als bedingt durch eine autistische Behinderung und zeitweise schwerste andere psychische Stoerungen wehrlosen Menschen herumtrampelten und mich abermals und abermals bis zum Geht nicht mehr psychisch vergewaltigten.
Vor dem Hintergrund des mir waehrend ueber 20 Jahren von Angehoerigen des Rechtsanwaltsberufs angetanen Unrechts habe ich fuer Angehoerige des Rechtsanwaltsberufs ausser tiefster Verachtung nichts uebrig.
TEd Leg
Gast
Traurig, aber zugleich auch angenehm, dass einer der Begründer der Abmahnzunft nicht im durch Abmahngebühren erreichten Wohlstand sich erfreuen kann.
zack
Gast
hm, er hätte auch seinen mann stehen können und so ins gefängnis gehen können wie all die die er in den knast gschickt hat. trotzdem möge er frieden finden.
tanja
Gast
@reibln: sofort abmahnen, wenn es möglich wäre^^
hätte schon was, wobei das natürlich dann doch pietätlos wäre...
otto-normal
Gast
Mögen sich nun, da er seinen Frieden gefunden hat, alle, die ihn kannten, mit der gleichen Liebe seiner erinnern, die sie zu seinen Lebzeiten für ihn empfanden.
...und...
Wie man sich bettet, so liegt man.
Heinzer
Gast
Naja, über die Toten nur Gutes.
Ego
Gast
Auch wenn man über Tote nicht schlecht reden soll, fällt es schwer einer solchen Person im Tode den Respekt zu kommen zu lassen, den sie selbst zu Lebzeiten den Lebenden verwehrt hat.
bernhard
Gast
Mein Mitleid hält sich in Grenzen.
the fnord
Gast
Auch wenn er so ziemlich alles vertrat, was mir gegen den Strich ging, so hoffe ich doch, dass er nun an einem besseren Ort ist und seinen Frieden findet.
reibln
Gast
Auf der Webseite fehlt das Impressum.
Frostfeuer
Gast
Tja was soll man dazu sagen ? Vor allem die Leute die er ruiniert hat ?
Brandeis
Gast
Tja, was soll man dazu sagen? So ein Ende wünsche ich niemandem.