Die Liste im Frühjahr 2018: Bücher mit Zukunft
Die taz FUTURZWEI-Buchliste stellt Literatur zusammen, die neue Gedanken in die Welt bringt.
Robert Pfaller: Erwachsenensprache: Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur
Der Wiener Philosoph Pfaller arbeitet den Zusammenhang zwischen pseudolinker und neoliberaler Politik minutiös und zum Teil auch sehr lustig heraus und stellt den neuen Furor der reinen Ich-Bedeutsamkeit in allen politisch relevanten Facetten dar. (Harald Welzer)
Isolde Charim: Ich und die anderen
Charims These: Die dritte Phase der Individualisierung hat uns zu jemand anderem gemacht. Das checken wir erst langsam, aber es verändert all unsere gesellschaftlichen und politischen Lebensweisen. Deshalb sind wir 2018 so nervös und alles scheint so brüchig geworden.
Heinz Bude: Adorno für Ruinenkinder: Eine Geschichte von 1968
1968 war eine Freiheits-, keine Gerechtigkeitsbewegung. Ihr erster Impuls schlug voll durch: individuelle Freiheit durch Abgrenzung von der Gesellschaft der Väter. Der zweite Impuls ist der jetzt einzulösende: Gesellschaft nicht nur als Verblendung, sondern auch als Ort der Befreiung.
Joschka Fischer: Der Abstieg des Westens: Europa in der neuen Weltordnung des 21. Jahrhunderts
Der ehemalige rot-grüne Bundesaußenminister skizziert die kommenden und vollzogenen Veränderungen von Welt und Weltpolitik. Wer ist Deutschland 2018 und wozu? Das fragt er – und gibt fischergemäß eine umfassende, verfassungspatriotische und europäische Antwort.
Steffen Lange, Tilman Santarius: Smarte grüne Welt? Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit
Technik ist nicht neutral und Digitalisierung nicht postmateriell und trotzdem unverzichtbar für die Energiemoderne. Die Wissenschaftler Lange und Santarius mit Bestandsaufnahme aller digitalen Streifragen, Interventionsmöglichkeiten und dem Vorschlag eines politischen Programms. (Raven Musialik)
Timm Koch: Herr Bien und seine Feinde: Vom Leben und Sterben der Bienen
Wieso gibt es einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft, aber keinen für Ökologie? Eine Wissenschaftsreportage, die weit über das Bienensterben hinausgeht, weil das Bienensterben weit über das Bienensterben hinausgeht. Nicht zuletzt auch für Veganer. (Beate Willms)
Fernando Aramburu: Patria
Aramburu, geboren 1959 im baskischen San Sebastian, erzählt auf 750 packenden Seiten vom Terror der Eta. Wie in einem Dorf aus benachbarten Freunden Feinde werden und die Kinder die Väter der anderen töten. Überraschend unideologisch und aus wechselnden Perspektiven. Ein großer Roman. (Andreas Fanizadeh)
Wolfram Eilenberger: Zeit der Zauberer. Das große Jahrzehnt der Philosophie 1919 - 1929
Alle theoretischen Strömungen sind zwischen 1919 und 1929 von den vier Philosophen Heidegger, Wittgenstein, Benjamin und Cassirer grundgelegt worden. Seither werden diese Gedanken nur bearbeitet, auch von der Kritischen Theorie. Aber wir finden keine neuen, sagt der langjährige Chefredakteur des Philosophie Magazins. Wer bringt uns da raus?
Wolfger Pöhlmann: Es geht um die Wurst: Eine deutsche Kulturgeschichte
Frankreich hat 246 unterschiedliche Sorten Käse. Und Deutschland? Hat Abertausende Sorten Wurst. Wolfger Pöhlmanns Reise auf den Spuren eines in Vergessenheit geratenden Kulturgutes macht Halt bei den besten deutschen Wurstmachern, bei Joseph Beuys und Wilhelm Busch. (Jörn Kabisch)
Navid Kermani: Entlang der Gräben: Eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan
Kermanis Reisereportagen. Einiges davon stand im Spiegel, aber längst nicht alles. Von Köln Richtung Osten. Auschwitz, Minsk, Kiew, Odessa, Grosny bis Teheran. Ziel: »Die Welt hinter den Nachrichten« zu erleben und zu beschreiben.
Die taz FUTURZWEI-Buchliste wird kuratiert von Andreas Fanizadeh (taz-Feuilletonleiter), Tania Martini (taz-Redakteurin politisches Buch), Beate Willms (taz-Leiterin Ökologie & Wirtschaft) sowie Dana Giesecke, Harald Welzer, Hanna Gersmann und Peter Unfried.