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Archiv-Artikel

Uni-Präsidentin verliert Basis

PROFESSOREN-PROTEST Hochschullehrer sammeln Unterstützung für die Abwahl von Auweter-Kurtz. Drei ehemalige Vizepräsidenten sind ebenfalls kritisch

Der Protestbrief der Profs

In dem Schreiben wird dem Uni-Präsidium „mangelnde Kommunikationsfähigkeit nach innen und nach außen“ vorgeworfen.

■ Die Personalführung verhindere eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

■ Die verbliebene akademische Selbstverwaltung werde missachtet.

■ Die Uni habe sich „zu einer autoritär geführten Einrichtung entwickelt“.

■ Die Ausrichtung an Forschung und Lehre gehe verloren.

■ Die Profs fordern eine „Rückkehr zu kollegialem Verhalten“.

Alle ProfessorInnen der Universität Hamburg sind aufgefordert, einen Protestaufruf zu unterstützen, in dem die Abwahl von Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz gefordert wird. Die Initiatoren sehen an der Uni „gravierende Missstände“, welche sie „weitestgehend dem amtierenden Präsidium anlasten“.

„Wenn man keinen Rückhalt an der Uni hat, muss man Konsequenzen ziehen. Aber wir können die Präsidentin nicht direkt absetzen“, sagt einer der Initiatoren. Er möchte nicht namentlich genannt werden, weil der Protestbrief eigentlich nicht öffentlich werden sollte, bevor ausreichend Unterschriften gesammelt wurden. Wenn bis zum 9. Juni ausreichend ProfessorInnen unterzeichnet haben, wird der Brief offiziell an den Hochschulsenat geschickt. Würde dieser beschließen, die Absetzung von Auweter-Kurtz zu fordern, läge die Entscheidung beim Hochschulrat, der sich mehrheitlich aus uni-externen Mitgliedern zusammen setzt. Der Hochschulrat könnte die Präsidentin mit einer Dreiviertelmehrheit abwählen.

Erst vergangene Woche hatte das Präsidium unter Auweter-Kurtz den vom Fakultätsrat der Geisteswissenschaften zum Dekan gewählten Hans-Martin Gutmann ohne Begründung abgelehnt. Es sei das Gefühl da: „Jetzt reicht es endgültig“, sagt einer der unterzeichnenden Professoren, der an der Wahl Gutmanns beteiligt war. Der Brief wurde zuvor geschrieben, die Ablehnung des Dekans komme nun hinzu.

Bereits aus vier Fakultäten habe man Zustimmung bekommen, sagt einer der Initiatoren. „Die erste Unterschrift war in fünf Minuten da.“ Er befürchtet allerdings, dass sich jüngere Kollegen aus Angst vor personellen Konsequenzen mit ihrer Meinung zurückhalten. Für ihn sei ausschlaggebend: „Loyalität gilt der Institution Universität, und weniger den Personen.“

Die drei ehemaligen VizepräsidentInnen der Uni, Wilfried Hartmann, Jörg Henning und Barbara Vogel, wollen – trotz der „selbstverständlichen Loyalität gegenüber der Universitätsleitung“ – ihre Kritik ebenfalls nicht mehr zurückhalten. Am Dienstag haben sie einen Brief an die Fraktionen der Bürgerschaft geschickt, in dem sie vor „einer drohenden Zerstörung der Universität“ warnen.

Die ehemaligen VizepräsidentInnen kritisieren zum einen den von Auweter-Kurtz geforderten Uni-Umzug auf den Kleinen Grasbrook. Dieser sei eine Neugründung ohne Gründungsidee und missachte die gewachsenen Strukturen des bestehenden Uni-Campus am Grindel.

Zum anderen missfällt ihnen der Abbau demokratischer Strukturen durch die geplante Verschärfung des Hochschulgesetzes. Bereits jetzt seien die „fehlende Kommunikation der Universitätsleitung und die Missachtung der Universitätsangehörigen“ beunruhigend.

HELGE SCHWIERTZ