Nur ein Pünktchen Hoffnung

Das 1:1 gegen Frankfurt belässt Mönchengladbach in der Endlosschleife aus Floskeln und Durchhalte-Rhetorik. Wegen der andauernden Sieglosigkeit sinkt aber die Zahl der Optimisten am Niederrhein

Was die Planungen für die 2. Liga angeht, ist die Borussia auf einem guten Weg.

AUS MÖNCHENGLADBACH ROLAND LEROI

Es ist Marcell Jansen anzumerken, dass es ihm immer schwerer fällt, Zuversicht zu verbreiten. „Vielleicht klappt es ja schon nächsten Samstag mit einem Sieg, für uns ist immer noch alles drin“, sagte der Nationalspieler von Borussia Mönchengladbach zwar mit relativ entschlossener Stimme, doch sein Blick wirkte gläsern und müde.

Seit Wochen versucht er die Rolle des Hoffnungsträgers beim Tabellen-Schlusslicht mit Leben zu füllen, doch angesichts geringfügiger Aufschwungmerkmale und stetiger Rückschläge, wirken auch die gut gemeinten Floskeln vom „Kampf, den wir nicht aufgeben“, wie eine sinnlose Endlosschleife, die den scheinbar unabwendbaren Abstieg des Traditionsvereins doch nicht verhindern kann. Mehr als ein Pünktchen Hoffnung brachte das 1:1 (0:1) gegen Eintracht Frankfurt, das in einem zähflüssigen Spiel mühevoll erarbeitet wurde, nicht.

Vielleicht wäre alles anders gelaufen, hätte Jansen in der 7. Minute nicht die Latte anvisiert, sondern wenige Zentimeter tiefer zur möglichen Gladbacher Führung getroffen. Vier Minuten später gelang aber Sotirios Kyrgiakos (11.) das 1:0 für Frankfurt, das Federico Insua erst kurz vor einer achtminütigen Nachspielzeit ausgleichen konnte (89.). Dazwischen rannten die Hausherren nahezu ohne spielerischen Elan und frei von jeder Struktur in die Hälfte ihrer Gäste. Die Borussia offenbarte die typische Vita eines Absteigers, der zwar bemüht ist, am Ende aber doch das Ziel verfehlt.

„Die Mannschaft hat erneut viel Charakter gezeigt, nie aufgegeben und wurde mit dem späten Ausgleich belohnt“, sagte Sportdirektor und Ex-Fußballnationalspieler Christian Ziege, der zumindest, was die Planungen für die 2. Liga angeht, auf einem guten Weg ist. Nationalstürmer Oliver Neuville, der nach Verletzung sein Rückrunden-Debüt feierte, und Trainer Jos Luhukay, verlängerten ihre Verträge auch für das Unterhaus. Das erzeugt in schlechten Zeiten gute Stimmung im Umfeld.

Umgesetzt wurde das auf dem Spielfeld nur bedingt, obwohl sich Luhukay nicht scheute, unverbrauchte Kräfte zu bringen. Mit Moses Lamidi in der Startformation und dem später eingewechselten Marko Marin, gaben zwei A-Jugendliche ihr Debüt, die als Gladbachs große Zukunft gelten. „Es zeigt, dass wir etwas riskieren“, findet Jansen und Luhukay durfte sich bestätigt fühlen. Stürmer Lamidi wirkte gegen die sichere Frankfurter Abwehr, die erst nach dem Platzverweis für Kyrgiakos (86.) anfälliger wurde, zwar etwas überfordert, doch Marin gab die maßgeschneiderte Vorlage für Insuas Ausgleichstreffer. „Einfach super“ habe er sich gefühlt, strahlte der 18-Jährige. Zwei Tage vor ihrem Debüt hatten Marin und Lamidi noch mit Luhukay ein separates Training absolviert und die Mühen zahlten sich zumindest ansatzweise aus. „In unserer Situation musst du druck- und stressbeständig sein. Beide können noch mehr, als sie bisher gezeigt haben“, sagte Luhukay.

Zumindest die Gladbacher Hoffnung, am 19. Mai doch noch den Klassenverbleib feiern zu können, wurde aufrecht erhalten. Das Comeback Neuvilles, mit vier Treffern Borussias bester Torschütze, soll ebenfalls als Signal für eine Aufholjagd verstanden werden. „Ein Punkt gegen Frankfurt ist zwar zu wenig, kann am Ende aber viel wert sein“, glaubt Luhukay. Im Umfeld nehmen sie ihm das ab. Von den Rängen wird nicht mehr gepfiffen, stattdessen jede halbwegs gelungene Aktion beklatscht und sogar Fehlpässe akzeptiert.

Selbst Jansen gibt zu, dass sich der ersehnte Sieg „möglichst schnell einstellen muss“, wenn er denn noch ein Befreiungsschlag sein soll. Beim Spitzenreiter Schalke 04 muss Gladbach am Ostersamstag antreten, anschließend zählen unter anderem Stuttgart und Bayern zum Restprogramm. „Das kommt uns entgegen, da bekommen wir mehr Räume als gegen die defensivstarken Frankfurter“, meint Jansen. Luhukay bezeichnet die Aufgaben als „sehr reizvoll.“ 21 Punkte, hat Neuville ausgerechnet, sind ja noch zu holen. An irgendetwas müssen sie ja glauben.