AUF DEM DEUTSCHEN STROMMARKT GIBT ES KEINEN WETTBEWERB
: Vorhersehbare Mauscheleien

Der Handel an der Leipziger Strombörse EEX ist eine Farce. Die Preise, die dort festgelegt werden, haben mit den tatsächlichen Erzeugungskosten und der Nachfrage nur wenig zu tun. Sie werden vor allem durch schamlose Manipulationen der vier marktbeherrschenden Stromkonzerne in Deutschland bestimmt. Das haben Energiefachleute, Ökonomen und Politiker schon lange vermutet – und den Energiekonzernen mit ernsten Konsequenzen gedroht. Jetzt bringt eine E-Mail die gesamten Transaktionen des Handelsplatzes an die Öffentlichkeit und belegt offenbar die Manipulationen.

Natürlich sind die anonym verbreiteten Daten peinlich für die Wettbewerb heuchelnden Energieriesen Eon, RWE, Vattenfall und EnBW. Dass es zu solchen Absprachen kommt, darf aber niemanden wundern. Denn kein Anbieter im Oligopol hat ein Interesse daran, sich die Preise zu verderben. Um ungestört Traumrenditen zu erwirtschaften, haben sie der Öffentlichkeit nur eine Showveranstaltung zur Ablenkung geliefert. Genau das war die Aufgabe der Leipziger EEX für das Oligopol der vier großen Energiekonzerne.

Allein der Leipziger Strombörse jetzt Versagen vorzuwerfen, ist jedoch zu kurz gedacht. Sie ist nicht das Problem, sondern nur das Symptom, denn schließlich spiegelt sie nur die Marktstruktur deutlich. Wenn sich nur vier Anbieter einen Markt zu 90 Prozent teilen, dann sind Mauscheleien programmiert. So spiegelt auch die EEX lediglich Preisabsprachen wider, die im Vorfeld von den Stromkonzernen getroffen wurden.

Doch mit dem Schmierenstück muss endlich Schluss sein. Sollten sich die lancierten Handelszahlen der EEX bestätigen, können die deutschen Wettbewerbshütern endlich der Preismanipulation überführen. Auch die EU-Kommission, die schon lange gegen das Oligopol ermittelt, dürfte das mit Interesse verfolgen. Helfen werden am Ende aber keine neuen Börsenregeln, sondern nur, die Voraussetzung des Betrugs aus der Welt zu schaffen: Das Oligopol in der Stromerzeugung muss geknackt werden. TARIK AHMIA