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: E.on Hanse redet nicht

Ihr Gasversorger will nicht mit ihr sprechen. Seit sechs Tagen schon. Mit immer neuen Ausflüchten wimmelt er sie am Telefon ab. „Bitte versuchen Sie es später noch einmal“, bescheidet eine routinierte Frauenstimme vom Band sie am Dienstag. Lästig sei das, findet sie, sie wolle ja nur ihren Zählerstand vom 31. Dezember mitteilen. Wegen der Mehrwertsteuererhöhung im neuen Jahr.

Am Mittwoch keimt Hoffnung auf: „Bitte drücken Sie die 2, wenn Sie uns Ihren Zählerstand mitteilen wollen“, fordert die Frauenstimme sie auf. Sie drückt die 2. Leider sei wegen „erhöhten Anrufaufkommens“, bedauert die Frauenstimme, heute nichts zu machen: „Bitte melden Sie sich nächste Woche erneut oder benutzen Sie das Internet.“

Sie meldet sich am Donnerstag, erfolglos. Am Freitag steigt sie auf die Homepage von E.on Hanse, klickt sich durch Privatkunden-Links, Online-Services und Formulare für alles und jedes, aber nicht für das, was sie will. Am Samstag fordert sie mich zum Zuhören auf. Für alle Fälle, sagt sie, und schaltet den Lautsprecher am Telefon ein.

Die Frauenstimme bittet um Geduld, softe Rhythmen verkürzen das Warten. „Bitte drücken Sie die 2, wenn Sie …“, schlägt die Frauenstimme nach dem Song vor. Sie drückt die 2. „Ihre Eingabe war nicht eindeutig“, schilt die Frauenstimme, bittet um mehr Geduld und legt eine neue Platte auf: „I need somebody“.

„Ich auch“, sagt sie und legt auf. Heute will sie es wieder probieren. Sven-Michael Veit