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: Das Mädchen aus dem Wasser

Hier werden Wesen aus anderen Reichen ins Diesseits gezerrt, Phantome und Geister beschworen, um ein Mietshaus zur Solidargemeinschaft zusammenzuschweißen. Ein stotternder Hausmeister, eine alte Koreanerin und ihre Tochter, eine afroamerikanische Familie und eine bekiffte Band kümmern sich fürsorglich um eine rothaarige Wasser-Nymphe, die mit Vorliebe unter der laufenden Dusche sitzt: M. Night Shayamalan hat mit „Das Mädchen aus dem Wasser“ eine Art Fantasy-Nachbarschaftsfilm geschaffen.

Schon in seinen vorherigen Filmen trieb Shayamalan das Übersinnliche mit dem Holzhammer in seine Bilder. In „Signs“ nahmen die Außerirdischen in der amerikanischen Farmeridylle Gestalt an, in „Der sechste Sinn“ glaubte sich ein Toter noch in seiner fleischlichen Hülle und verdrängte das eigene Totsein. Warum also sollte in Shayamalans neuem Film nicht einfach ein nacktes Mädchen aus dem Pool steigen und von einer anderen Welt voller fabelhafter Wesen erzählen? Dieser Film wirkt jedenfalls so, als habe er die Ramschkiste eines Esoterik-Buchladens geplündert und aus allen Themen und Motiven ein Drehbuch zusammengebraut.

So scheinen alle Winkel des Mietshauses ab der ersten Filmsekunde von einem mystischen Raunen erfüllt. Es ist das Raunen eines Märchenonkels, der seine Heldin „Story“ nennt, ihre Existenz mit einer alten koreanischen Legende verwebt, von der die Handlung des Films hellseherisch vorweggenommen wird. Es ist das Raunen eines Films, der sein eigenes Mysterium plakativ vor sich her trägt. Denn hier wird alles erklärt, gezeigt, gedeutet. Dabei lauert in den zwielichtigen Bildern von Wong Kar-Wais Kameramann Christopher Doyle durchaus eine Spannung. Plötzlich beginnen die Büsche hinter dem Pool zu rascheln und die Kamera folgt der Bewegung. Man fragt sich, ob es einer der Wolf-artigen Scrunts war, die es auf die Nymphe abgesehen haben. Doch diesen reizvollen Schwebezustand, der andeutet, dass es sich bei dem „Mädchen aus dem Wasser“ um eine fantastische Story handeln könnte, hält Shayamalan weder aus noch durch. So müssen die Scrunts die lächerliche Gestalt einer wandelnden Drahtbürste annehmen. So muss die Kamera ins Reich der Nymphe unter dem Pool eindringen und durch eine Unterwasserpuppenstube gleiten, während die Mieter des Wohnblocks Hellseher, Wärter und Heiler spielen und der Zuschauer, erschlagen von der spirituellen Zentnerlast, aus dem Kinosaal ins wahre, klare Leben kriecht. ANKE LEWEKE

„Das Mädchen aus dem Wasser“, Regie/Buch: M. Night Shayamalan. Mit Paul Giamatti, Bryce Dallas u. a. USA 2006, 110 Min.