CDU-Vize Schavan bestreitet, lesbisch zu sein

„Das ist Rufmord“, sagt die Kandidatin für das Amt des baden-württembergischen Ministerpräsidenten

TUTTLINGEN ap/dpa ■ Im innerparteilichen Wahlkampf um die Nachfolge des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU) ist es zu einem Eklat gekommen. Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Annette Schavan äußerte sich am Montagabend vor rund 1.200 Zuhörern in der Stadthalle in Tuttlingen aufgebracht zu immer wieder auftauchenden Gerüchten, sie sei lesbisch. „Wer es genau wissen will: Mir fehlen die Eignung, Lust und Neigung dazu“, antwortete Schavan auf eine entsprechende Frage während einer Regionalkonferenz, „das habe ich jetzt einmal gesagt, und ich wiederhole es nicht.“

Schavan bewirbt sich wie Günther Oettinger, der Chef der Stuttgarter CDU-Landtagsfraktion, um das Amt des Regierungschefs. Amtsinhaber Teufel hat für April kommenden Jahres seinen Rücktritt angekündigt. Die baden-württembergische Kultusministerin musste sich auf den seit einer Woche laufenden Regionalkonferenzen nicht nur wiederholt fragen lassen, warum sie unverheiratet und kinderlos sei, sondern auch, wie sie zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen stehe.

„Und zwar nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch“, wie die 49-Jährige sagte. Es werde unterstellt, sie lebe gar nicht allein, Frauen, mit denen sie in der Nähe ihres Feriendomizils am Bodensee spazieren gehe, würden mit einschlägigen Fragen konfrontiert, bis hin zu ihrer eigenen Mutter.

„Das ist schäbig, absurd, das ist Rufmord“, rief Schavan unter starkem Beifall in Tuttlingen aus. Sie bezog sich auch auf Zeitungsberichte. Immer wieder würden entsprechende Gerüchte gestreut oder werde über entsprechende Gerüchte geschrieben. Auf der ersten Regionalkonferenz vor einer Woche in Schwäbisch Gmünd hatten CDU-Mitglieder aus der Region Stuttgart ein Flugblatt verteilt, in dem absichtsvolle Mutmaßungen über angebliche „gleichgeschlechtliche Beziehungen“ Schavans verbreitet wurden.

Oettinger hat bisher jede Äußerung zu solchen Anwürfen gegen seine Mitbewerberin vermieden. Der 51-jährige Vater eines Sohnes betont in seinen Reden regelmäßig den Stellenwert von Familie und Kindern.

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