Gebärdensprache kann man lernen

betr.: „Lautlos ins Gespräch vertieft“, taz vom 6.10.2004

Ich muss es wohl als Fortschritt bezeichnen, wenn in einem Artikel über eine Schule für Gehörlose und schwerhörige Menschen die Worte „Gebärden“ und sogar „Gebärdensprache“ auftauchen. Zeigt es doch, dass Pädagogen doch schon ein bisschen weiter denken und sich der Sprache bedienen, die gehörlosen Kindern das nötige Wissen vermitteln kann, der Gebärdensprache.

Dass Gebärdensprache noch als notwendiges Übel dargestellt ist und der Lautsprache wenn möglich der Vorzug gegeben wird, stimmt mich denn noch traurig. Erkannt wird, dass im emotionalen Bereich die Gebärdensprache mehr Möglichkeiten bietet. Verkannt wird, dass Sprache doch erst ein Miteinander erlaubt und eben nicht ausgrenzt! Mit ihr, der Gebärdensprache, haben Gehörlose die Möglichkeit alles zu lernen.

Ist es wichtig, dass hörende Menschen die Gebärdensprache nicht verstehen oder ist es wichtig, dass gehörlosen Kindern in dieser Sprache alles Wissen gegeben werden kann, sie sich in dieser Sprache endlich nicht mehr als (Kommunikations-)Behinderte fühlen müssen? „Mitreden kann ein Hörender aber kaum!“ schreibt Christiane Martin. „Muss er auch nicht, kann er aber lernen“, sage ich.

KARIN KESTNER, Guxhagen

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder