„Derber Schlag“

Zwei Polizisten des Einsatzzuges Mitte stehen wegen Übergriff bei einer Bambule-Demo vor dem Kadi

Die Schläge mit dem Schlagstock geben die Angeklagten zu: „Wir hatten vom Polizeieinsatzleiter über Funk den Auftrag bekommen, jede Ansammlung sofort aufzulösen“, sagen Gunnar O. (33) und Jörn B. (28). Und so einen Befehl lassen sich Recken vom berüchtigten Einsatzzug Mitte nicht zweimal geben, als in der Nacht zum 19. November 2002 nach einem St. Pauli-Spiel zur polizeilichen Jagd auf vermeintliche Bambulisten geblasen wurde. Und als sie auf die zierliche Katja K. (31) trafen, langten beide kräftig zu. Die Beamten müssen sich nun wegen Körperverletzung im Amt und Verfolgung Unschuldiger verantworten.

„Ich habe sie mit dem Stock gedrängt – es war, als wenn sie mich ignorierte, dann warf sie eine Flasche auf mich“, gibt O. als Begründung für seinen Schlag an. „Ich fühlte mich bedroht.“ B. will hingegen von der Marketingassistentin bespuckt worden sein. „Das sind zwei Geschichten, die nicht zusammen passen“, konstatiert indes Richter Thomas Semprich.

In der Tat hatte Katja K. mit Bambule-Protesten nichts am Hut, als sie sich in jener Nacht durch St. Pauli bewegte. Sie musste zwar an einer Straßensperre warten, aber als sie dann ihren Heimweg ins Schanzenviertel fortsetzen durfte, habe sie von Randale und Flaschenwürfen – wie von den Polizisten angegeben – in der Wohlwillstraße nichts bemerkt. Als sie gerade eine SMS eintippte, habe sie plötzlich einen „Stoß“ bekommen. „Dann ging alles ganz schnell“, sagt sie weiter. „Ich habe Schmerz und Schläge verspürt, ich bin dann weggesackt.“

Ihre Version bestätigt Augenzeuge Michael S. Obwohl alles ruhig gewesen sei, „nichts sah nach Demo oder etwas gefährlichem aus“, hätten die Polizisten die Frau attackiert. „Ich hörte einen Schrei und habe einen richtig derben Schlag gesehen – mit vollem Schwung.“ Der Prozess wird fortgesetzt KAI VON APPEN