Tote Briten in Nordirland: "Real IRA" bekennt sich zu Anschlag

Bei einem Anschlag auf eine britische Kaserne in Nordirland starben zwei Soldaten. Eine IRA-Splittergruppe bekannte sich zu der Tat. Nun fürchten viele um den Frieden in der Region.

Viele Menschen legten vor der Kaserne, in der zwei britische Soldaten getötet wurden, Blumen nieder. Bild: ap

LONDON dpa Nach dem Anschlag auf eine britische Kaserne in Nordirland wurde die Suche nach den Tätern am Montag fortgesetzt. Der britische Premier Gordon Brown reiste zusammen mit seinem Nordirlandminister Shaun Woodward zum Tatort nördlich von Belfast. Brown soll auch zu Kriesengesprächen mit der nordirischen Regierung zusammenkommen.

Eine Splittergruppe der Untergrundorganisation IRA, die "Real IRA", hatte sich am Vorabend zu dem Terroranschlag bekannt, bei dem zwei Soldaten erschossen und vier Männer schwer verletzt wurden.

Es waren die ersten Todesopfer in den Reihen der britischen Soldaten seit dem Friedensabkommen in Nordirland vor fast elf Jahren. Nach Angaben der Polizei eröffneten die Täter das Feuer mit Maschinengewehren, als die Soldaten eine Pizza von einem Lieferdienst entgegennehmen wollten. Dabei feuerten die Terroristen eine zweite Salve ab, als ihre Opfer schon am Boden lagen. Die zwei Pizza-Boten wurden schwer verletzt, einer schwebte am Sonntag in Lebensgefahr. Zuletzt war 1997 ein britischer Soldat bei einem Anschlag in Nordirland ums Leben gekommen.

Mit dem Anschlag wuchs auch wieder die Sorge um den Friedensprozess in der einstigen britischen Krisenregion. Politiker betonten jedoch, es werde keinen Rückfall in den jahrzehntelangen Terrorkampf geben.

Politiker machten schnell extremistische katholische Republikaner für die Tat verantwortlich, die den Friedensprozess bekämpfen und sich für eine Abspaltung von Großbritannien einsetzen. Bei einer Zeitung in Dublin ging ein Bekenneranruf der Gruppe "Real IRA" ein, berichtete die BBC. Die Regierungen in Nordirland, Irland und Großbritannien sowie Regierung von US-Präsident Barack Obama und EU- Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering verurteilten den Angriff schärfstens.

In der britischen Region im Norden der Republik Irland tobten zwischen Ende der 60er und 90er Jahre blutige Kämpfe zwischen pro- britischen Protestanten und republikanischen Katholiken, die für eine Vereinigung mit Irland eintreten. 1998 leitete das Karfreitagsabkommen den Friedensprozess und damit ein Ende der Gewalt ein. Nach dem Abzug der meisten britischen Soldaten im Jahr 2007 sind derzeit noch rund 5000 Mann, hauptsächlich für Auslandseinsätze, in Nordirland stationiert.

Ermittlungsleiter Derek Williamson sagte, die Tat sei ein "versuchter Massenmord". Bei den Toten handelt es sich um zwei junge Soldaten, die kurz vor ihrem Abflug nach Afghanistan standen. Nachbarn aller Konfessionen fanden sich am Sonntag zu einer spontanen Mahnwache ein. Die Polizei fahndete unterdessen mit Hochdruck nach den Tätern.

Die "Real IRA" formierte sich 1997 und ist auch verantwortlich für einen der brutalsten Anschläge während des Konflikts, bei dem im August 1998 in der Stadt Omagh 29 Menschen ums Leben kamen und 250 verletzt wurden.

Der britische Premierminister Gordon Brown nannte den Anschlag "feige" und mahnte zum Erhalt des Friedens: "Kein Mörder wird in der Lage sein, den Friedensprozess zu behindern, der von den Menschen in Nordirland unterstützt wird." Der nordirische Ministerpräsident Peter Robinson bezeichnete die Bluttat als "eine schreckliche Mahnung an die Vergangenheit". Dem Terror von paramilitärischen Gruppen wie der IRA fielen mehr als 3500 Menschen zum Opfer, darunter 500 Soldaten.

Wirklich überraschend kamen die Anschläge aber dennoch leider nich. Erst kürzlich hatte der nordirische Polizeichef Sir Hugh Orde vor einem möglichen schweren Terroranschlag gewarnt. "Eine kleine Zahl von Leuten ist fest entschlossen, uns dorthin zurückzuziehen, wo niemand mehr sein will", sagte er. In den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu Angriffen auf Polizisten. Sicherheitskräfte hatten erst vor wenigen Wochen eine Bombe in der Nähe einer Kaserne entschärft.

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