Torjäger Claudio Pizarro: Die Bremer Lebensversicherung

Der ewig junge Peruaner spielt weiterhin überzeugend für Bremen. Mit ihm holte Werder in 82 Partien im Schnitt 1,7 Punkte, ohne ihn nicht mal die Hälfte.

Fröhlich und torgefährlich: Claudio Pizarro. Bild: dpa

BREMEN taz | Jürgen L. Born hat immer noch eine VIP-Karte beim SV Werder Bremen. Zwar wurde dem ehemaligen Banker einst vorgehalten, als Vorstandsvorsitzender einem gewissen Claudio Pizarro und dessen Kumpel und Berater Carlos Delgado ungewöhnliche große Zugeständnisse gemacht zu haben. Aber weil der Verein nach der Prüfung durch eine eigens angesetzte Wirtschaftsprüfer nichts Anstößiges herausfinden konnte, ist Born doch noch eine lebenslange Dauerkarte mit Platin-Status überreicht worden.

Born hat unlängst in einem Interview unbescheiden auf seine Verdienste hingewiesen. Wie er nämlich im Sommer 1999 im Auftrag der Deutschen Entwicklungsgesellschaft eigentlich eine peruanische Bank überprüfen sollte, dann aber in seinem Hotelzimmer in Lima noch einmal auf die Idee kam, einem Spieler nachzuspionieren, der ihm in einem Länderspiel aufgefallen war.

Der hieß Claudio Miguel Pizarro Bosio und trug damals raspelkurze Haare. Born konnte ihm beim Training zusehen, weil er sich auf dem abgesperrten Gelände von Alianza Lima durch ein Loch im Zaun zwängte. "Lange brauchte ich nicht zu gucken, denn dieser Bewegungsablauf, die Schnelligkeit und die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor waren sofort erkennbar. Ich war mir sicher: Das ist einer für Werder."

Das stimmte 1999 und stimmt auch noch 2011. Wenn es eines letzten Beweises bedurfte, dass der SV Werder am Tropf des peruanischen Nationalspielers hängt, dann lieferte ihn das 3:2 gegen den 1. FC Köln. Besiegt von einem Hattrick des 33-Jährigen, der per Seitfallzieher (49.), Elfmeter (54.) und Abstauber (86.) einen 0:2-Rückstand umdrehte.

Feiert seinen Hattrick gegen Köln: Claudio Pizarro. Bild: dpa

"Es scheint, als würde er im Alter immer besser", beschied Trainer Thomas Schaaf. An 15 der 23 Saisontore ist er nunmehr beteiligt gewesen, eine grün-weiße Lebensversicherung: Seit seiner Rückkehr an die Weser 2008 hat Bremen in den 82 Partien mit ihm 41-mal gewonnen und im Schnitt 1,7 Punkte geholt – ohne ihn waren es nur 0,8 Zähler.

Als Schlawiner, Schlitzohr und Sympathikus ist er sein Rekordsalär von 4,2 Millionen Euro wert. Denn wie sagt Kapitän Clemens Fritz: "Claudio ist der beste Stürmer der Bundesliga." Ein altersloser Alleskönner, der sich angeblich auch einem solideren Lebenswandel verschrieben hat: "Früher war ich der Partykönig", gibt er zu, "heute habe ich immer noch Spaß, aber bereite mich viel professioneller vor."

Zur professionellen Einstellung gehört allerdings auch das Pokerspiel um seine Zukunft. Zwar ist Pizarros Millionenvertrag bis 2013 datiert, aber beide Seiten besitzen für diesen Sommer ein Kündigungsrecht. Vielleicht muss sich Jürgen L. Born mal wieder auf den Weg in die Fremde machen, um durch ein Loch im Zaun zu spionieren.

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