Nord-Derby in der Fußball-Bundesliga: Hannover lässt Hamburg auflaufen

Der HSV schafft im eigenen Stadion nur ein 0:0 gegen Hannover 96. Das liegt an einem einst großen Stürmer namens Ruud van Nistelrooy. Aber auch an einem Gegner, der einfach nicht mitspielen will.

Samstag beim HSV: Manuel Schmiedebach (Hannover 96, links) blockiert Jonathan Pitroipa. Bild: dpa

HAMBURG taz | Dass es sich beim Fußballspiel tatsächlich um ein Spiel handelt, ist immer dann zu erkennen, wenn die eine Mannschaft es macht und die andere nicht. Spielen nämlich. Der Hamburger SV, der in die Europa League will, spielt vor 57.000 Zuschauern im eigenen Stadion, Hannover 96, die Champions League vor Augen, nicht.

Hannover bietet, vor allem auswärts, fiesen Fußball. Verborgen liegen die offensiven Fähigkeiten zwischen den Grashalmen, und wenn der Gegner einen Fehler macht, schnappt die Schlange zu. Meistens heißt die Schlange Didier Ya Konan. Diesmal trifft er nicht, und so kommt ein 0:0 heraus.

Dass es sich um ein Spiel handelt, ist auch daran zu erkennen, dass so was nicht verboten ist. Nicht beim Schach, beim Mensch ärgere Dich nicht, beim Fußball: Spielen, ohne mitzuspielen. Das kann man gut und weniger gut machen. Hannover spielt sehr gut nicht mit.

"Unangenehmer Gegner", sagt Bastian Reinhardt, Sportdirektor des Hamburger SV, "sehr unangenehmer Gegner". In den 90 Minuten habe er gesehen, "warum Hannover in der Tabelle über uns steht". Die "warten auf Fehler und kontern dann blitzschnell".

"Was wollen Sie?", faucht Sergio Pinto, der 96-Mittelfeldspieler, auf das Spiel seiner Mannschaft angesprochen, "wir sind hier beim HSV und haben sieben, acht große Torchancen. Was wollen Sie?" Mit den Torchancen hat er Recht.

In der ersten Hälfte ist es ein taktisches Spiel. Der HSV mit einer Raute, David Jarolím zentral defensiv, Zé Roberto zentral offensiv, auf der rechten Seite im Mittelfeld der schwache Tunay Torun, auf der linken der eigensinnige Eljero Elia, der einige Chancen vergibt, der vieles von dem, was er gegen Dortmund richtig gemacht hat, gegen Hannover falsch macht.

Das liegt auch an Hannover, das den Gegner dazu zwingt, Fehler zu machen. Hannover macht nichts, außer Fallen im Rasen zu verstecken, und darauf zu warten, dass die Hamburger reintappen. Was dazu führt, dass die Hamburger sehr vorsichtig sind.

Im Hamburger Sturm ein Mann, auf dessen Trikot "Ruud van Nistelrooy" steht. Dem Mann tut man keinen Gefallen, wenn man ihn mit dem Weltfußballer vergleicht, der er mal war, und keinen Gefallen, wenn man ihn aufstellt, und keinen Gefallen, wenn man ihn 90 Minuten spielen lässt.

Hamburgs Trainer Michael Oenning musste sich fragen lassen, warum er ihn, wenn er ihn schon auf den Platz schickte, nicht wieder herunterholte. "Ich wollte in der letzten Viertelstunde, als es gut lief, nichts ändern", sagt Oenning. Vielleicht wäre es schlau gewesen, nicht bis zur 75. Minute zu warten.

Am Ende des Spiels, auch weil der Hamburger SV nach dem Sieg des FSV Mainz am Freitag gegen Gladbach gewinnen muss, um seine Chancen auf die Europa League zu wahren, häufen sich die Chancen. Doch Ron-Robert Zieler im 96er-Tor und Frank Rost im HSV-Kasten passen gut auf. Am Ende sind alle mit dem Punkt zufrieden.

Christian Schulz, Linksverteidiger bei Hannover 96, meint: "Der Punkt ist in Ordnung, mit drei Punkten allerdings hätten wir die Bayern richtig unter Druck setzen können." Mit den Bayern kämpft Hannover um den dritten Tabellenplatz, der zu Spielen um die Qualifikation zur Champions League berechtigt. Für Hannover das Maximal-, für die Bayern das Minimalziel.

Auch HSV-Trainer Oenning sprach davon, dass das Remis "in Ordnung" ist. Für die "Idee nach Europa zu kommen, hilft uns das wenig". Man müsse nun "jedes der restlichen Spiel gewinnen". Das klingt nicht so, als ob er daran glaubt.

Für Sportdirektor Reinhardt geht es nur noch darum, "die Saison anständig zu Ende zu spielen". Die Entscheidung, wer nächste Saison Trainer des HSV ist, soll in den nächsten Tagen fallen.

Eine Stunde nach Spielende, nachdem Oenning alle Interviews absolviert hatte, wollte er gerade zur Türe des Pressekonferenz-Raumes hinaus, als ihn einige Aufsichtsräte des Hamburger SV abpassten, um ihm ein paar Fragen zu stellen.

Oenning, freundlich wie er ist, antwortete. Im Vorbeigehen war zu hören, dass es um die späten oder fehlenden Auswechslungen ging. Schon hat er eine Schwäche gezeigt, einen Fehler gemacht.

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