"MySpace" kämpft ums Überleben : Ende der goldenen Zeiten

MySpace hat einst das "social networking" salonfähig gemacht und war das größte Online-Netzwerk. Trotz neuer Strategie wandern Millionen Nutzer ab.

Soll Treffpunkt für Bands und Fans werden: Die Online-Plattform MySpace. Bild: dpa

MySpace war einst das populärste soziale Netzwerk im Internet. Doch seit einigen Monaten hat es mit einem massiven Nutzerschwund zu kämpfen. Wie die jüngste Statistik des Marktforschungsunternehmens Comscore zeigt, schrumpfte deren Zahl allein in den ersten beiden Monaten des Jahres um mindestens zehn Millionen auf etwa 63 Millionen. Laut Comscore könne dieser Abwärtstrend anhalten: Ginge es so weiter, hätte MySpace bis Ende 2011 einen Großteil seiner Nutzer verloren.

Als MySpace 2003 in Kalifornien gegründet wurde, wuchs das Angebot und die Zahl der Nutzer zunächst rasant. Das überzeugte 2005 auch das Medienunternehmen News Corporation des konservativen australo-amerikanischen Unternehmers Rupert Murdoch: Knapp 600 Millionen Dollar erhielten die Gründer damals mitten im Web-2.0-Hype für ihre Plattform. Ende 2008 schaffte es MySpace in seiner besten Zeit laut Comscore auf 125 Millionen Nutzer pro Monat. Noch im Februar 2010 konnten knapp 110 Millionen Nutzer gezählt werden.

Doch in den Jahren hatte sich die Investition der News Corporation nur teilweise gerechnet. Die ursprünglich erhofften Werbeeinnahmen im großen Stil blieben jedoch aus. Die Idee, "Freund oder Freundin" von Marken zu werden, die bei MySpace mit einem eigenen Profil auftraten, wollte sich einfach nicht durchsetzen. Ganz im Gegensatz zum viel erfolgreicheren Konkurrenten Facebook.

Bereits vor zwei Jahren zog die News Corporation deshalb erstmals die Notbremse: Ein Drittel der auf mehr als 1.000 Mitarbeiter aufgeblähten Belegschaft wurde gefeuert. Im Januar 2011 musste dann von den Verbliebenen noch einmal die Hälfte gehen. Inzwischen betreut nur noch ein Kernteam von etwa 500 Mitarbeitern das Online-Netzwerk. Büros wie etwa in Deutschland wurden komplett dicht gemacht.

Branchenprimus ist inzwischen Facebook. Dort haben mehr als 650 Millionen User ein Profil angelegt. Und das Verkaufen von "personalisierter" Online-Werbung funktioniert ebenfalls. Die Firma des 26-jährigen Gründers Mark Zuckerberg ist mittlerweile über 40 Milliarden Dollar wert, berechnet nach den jüngsten Investments von Finanzanlegern und Risikokapitalisten. Die fast 600 Millionen, die Murdoch für MySpace ausgab, nehmen sich da fast winzig aus.

Nischendasein

MySpace versucht sich unterdessen am Nischenleben. Im jüngsten Rebranding wurde aus MySpace "My______", was dafür stehen soll, dass User fast alles mit ihrem Profil anstellen können, inklusive dem Hochladen von Musik und Videos. Tatsächlich ist MySpace vor allem als Plattform für zahlreiche Bands bekannt geworden, die ihr Profil nutzen, um mit Fans in Kontakt zu kommen und ihre neuesten Songs zu präsentieren.

Vielleicht liegt in dieser Art Anlaufstelle für Musikfreunde auch die Rettung für MySpace, das die News Corporation mittlerweile dem eigenen Vernehmen nach am liebsten loswerden will. Entsprechend viel beachtet wurde auch ein Bericht der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg, wonach News Corporation aktuell mit der Musikvideofirma Vevo verhandelt, die unter anderem den Musikfirmen Universal Music und Sony Music gehört. Vevo platziert derzeit Clips über sein eigenes Angebot, aber auch über die Google-Tochter YouTube. Vevo soll inzwischen laut Comscore zur fFünftgrößten Videoseite im Web aufgestiegen sein.

Denkbar wäre also, so der Bloomberg-Bericht, dass Vevo MySpace übernimmt und die News Corporation dafür einen Anteil an der neu kombinierten Firma erhält. Vevo sei aber laut Bloomberg nur eines von mehreren Unternehmen, die Interesse an MySpace gezeigt hatten.

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