Leverkusen gegen Gladbach: Ballack und Bayer blamiert

Nicht nur Michael Ballack zeigte sich bei der 3:6-Heimpleite außer Form. Viele in der Bayer-Elf spielten so, als müssten sie sich noch von einer Verletzung erholen.

Plagte sich 63 Minuten vergeblich: Michael Ballack. Bild: imago

LEVERKUSEN dpa | Wie erstarrt standen Michael Ballack und seine Fußball-Mitstreiter um exakt 16.42 Uhr auf dem Rasen der BayArena. Soeben war am "Sonntag der offenen Tür" das 1:4 zwischen Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach gefallen. Bayer-Rückkehrer Ballack und die Seinen wussten allerspätestens jetzt um die Unvermeidbarkeit einer Bundesliga-Niederlage schon am zweiten Spieltag. In der Vorsaison hatte es Bayer erst im 25. Durchgang (2:3 in Nürnberg) erwischt.

Es wurde beim 3:6 (1:3) gegen die Gladbacher fast eine Demütigung für den selbsterklärten Meisterschafts-Mitfavoriten: "Es gibt solche Tage. Wir haben Gladbach zu einer Party eingeladen", sagte Bayer-Trainer Jupp Heynckes. Youngster Patrick Herrmann mit seinem ersten Erstliga-Doppelpack (20./44. Minute), Roel Brouwers (40.), Juan Arango (56.), Mohamadou Idrissou (60.) und Marco Reus (69.) machten aus ihrem Sonntagsausflug ein Freudenfest für die Borussia.

Sportdirektor Rudi Völler brachte die Leistung der Leverkusener mit einem Scherz auf den Punkt: "Es sah so aus, als seien heute einige nach einer dreimonatigen Verletzung zurückgekommen, nicht nur Michael Ballack".

"Es war ein außergewöhnlicher Tag", hielt Borussia-Trainer Michael Frontzeck fest. In der Tat: Seine junge Truppe begeisterte mit tollen Toren und fügte den völlig überforderten Gastgebern im ausverkauften Stadion die 100. Heimniederlage in der ersten Liga zu. Die Treffer von Eren Derdiyok zum 1:1 (24.), von Arturo Vidal (58./Foulelfmeter) zum 2:4 und von Stefan Kießling (70.) zum 3:6 waren zu wenig, um die erste Bayer-Pleite in diesem rheinischen Derby seit 1994 zu verhindern.

Nach vier Siegen in den ersten vier Pflichtspielen der neuen Saison war Bayer erstmals am Boden, die Borussia restlos obenauf. "Nach oben sind in dieser Saison keine Grenzen gesetzt", entfuhr es dem Doppel-Torschützen Herrmann – sehr zum Missfallen Frontzecks, der jetzt viel zu tun haben wird, um Überschwang zu verhindern. "Aber dass man nach einem solchen Spiel euphorisch ist, mag man den Jungs auch einmal nachsehen", erklärte der einstige Heynckes-Schützling die Herrmann-Aussage nachträglich für legitim.

Die Bayer-Truppe wusste nicht so recht, wie sie mit der 3:6- Klatsche umgehen sollte. Sportchef Rudi Völler schwankte zwischen Grinsen und völliger Ungläubigkeit, ehe er seiner Elf doch noch mächtig einen einschenkte: "Die Sache nur fußballerisch zu lösen - das geht nicht. Du musst auch mal dazwischenhauen."

Der höchst wackelige Abwehrverbund ließ sich von den Borussen- Angreifern ein ums andere Mal ins Bockshorn jagen, zudem galt fast das Prinzip, "jeder Schuss ein Treffer", wie Völler bemerkte. Nationaltorhüter René Adler war stocksauer auf seine Vorderleute: "Die ganze Defensive war eine Katastrophe." Und wollte eigentlich flüchten: "Wenn man sechs Tore kriegt, will man das Stadion am liebsten verlassen."

Die gegnerische Seite blieb noch lange und feierte mit den Fans. "Ein wunderschönes Spiel und wunderschöne Tore", sagte Marco Reus über das sensationelle Ergebnis. "Das war eine Lehrstunde", musste Bayer-Abwehrchef Sami Hyypiä einräumen – der 36 Jahre alte Finne hatte sich den Tag seiner Vertragsverlängerung mit dem Club bis 2012 anders vorgestellt.

Ballack, der beim 3:1 im Europa-League-Playoff von Simferopol am Donnerstag noch geschont worden war, erlebte die erste deprimierende fußballerische Einheit nach seiner Rückkehr: Er setzte nie Akzente, durfte den Elfmeter nicht schießen und wurde nach 63 Minuten vom Rasen geholt. "Das war die richtige Entscheidung", sagte Heynckes über diese Maßnahme: Ballack sollte Spielpraxis bekommen, aber nicht bis zum bitteren Ende leiden müssen.

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