Klitschko-Gegner Odlanier Solis: "Ich will sie alle verprügeln"

Der Schwergewichtsboxer Odlanier Solis über die Flucht aus Kuba, die Unterschiede zwischen Amateuer- und Profiboxen und wie er am Samstag mit Vitali Klitschko kurzen Prozess machen will.

Odlanier Solis (r.) und sein Rivale Votali Klitschko beim Wiegen vor dem Kampf: "Ich habe Respekt vor Vitali Klitschko, mehr nicht." Bild: dapd

taz: Herr Solis, für Ihren ersten Titelkampf am Samstag (22.45 Uhr/RTL) kommen Sie nach zwei Jahren in Miami zurück nach Deutschland. Hier haben Sie zuvor gelebt und Ihre Frau kennen gelernt. Welche Bedeutung hat die Rückkehr für Sie?

Odlanier Solis: Das ist etwas Besonderes für mich. Deutschland hat uns nach unserer Flucht aus Kuba aufgenommen. Hier habe ich zwei Jahre gelebt.

Und der Kampf?

Der 1980 in Havanna geborene Boxer war dreimal Amateur-Weltmeister und holte 2005 in Athen Gold im Schwergewicht. 2007 setzte er sich von der kubanischen Staffel ab. Seitdem ist er Profi. Sein Rekord seitdem: 17 Kämpfe, 17 Siege (davon 12 Knock-outs).

Es ist ein weiterer Kampf in meiner Profikarriere - einer wie jeder andere. Ich muss ihn gewinnen und ich werde ihn gewinnen. Ich habe Respekt vor Vitali Klitschko, mehr nicht.

Wie steht es denn um Ihr Gewicht? In der Vergangenheit wirkten Sie nicht immer austrainiert.

Entscheidend ist, dass ich schnell und explosiv bin - nicht, wie viel ich wiege. Kurz vor dem Kampf werden wir dann ja auf die Waage steigen. Dann werden es alle wissen, aber ich bin mir sicher, dass ich das richtige Gewicht habe und perfekt vorbereitet bin.

Dafür ist Ihr Trainer Pedro Díaz verantwortlich, mit dem Sie seit rund zwei Jahren wieder zusammenarbeiten.

Pedro ist für mich der beste Trainer der Welt, und ich bin froh, dass ich ihn wiederhabe.

Genauso wie Sie hat er Kuba verlassen, wo er lange Jahre die rechte Hand von Cheftrainer Alcides Sagarra war. Was war der Grund für Ihre Flucht?

Es war keine geplante Flucht, eher eine spontane. Ich habe mich entschieden, meine Zukunft als Boxer selbst in die Hand zu nehmen, denn ich will Weltmeister im Schwergewicht werden. Darauf habe ich drei Jahre hingearbeitet und mich langsam vom Amateur- aufs Profiboxen umgestellt. Zwölf Runden sind etwas anders als drei.

Es sind nicht nur die Runden.

Okay, im Profiboxsport sind die Handschuhe kleiner und dünner. Mit einem guten Schlag ist ein Kampf schnell entschieden, da muss man höllisch aufpassen.

Welches sind die größten Erfolge in Ihrer Boxkarriere?

Die schönsten Erlebnisse als Boxer waren für mich die beiden Siege gegen Félix Savón in Kuba. Ich habe 1999 und 2000 gegen ihn gewonnen. Und dann natürlich die drei Weltmeistertitel und der Olympiasieg von Athen 2004. Das sind unvergessliche Erlebnisse.

Gibt es ein Idol im Leben von Odlanier Solís?

Ja, Roberto Balado. Er war der beste Schwergewichtsboxer Kubas, starb mit 25 Jahren und hat 1992 olympisches Gold in Barcelona gewonnen - er war für mich der Größte. (Balado verunglückte am 2. Juli 1994 tödlich, als er mit seinem Auto von einem Güterzug erfasst wurde; d. Red.)

Mit einem Sieg am Samstag wären Sie der erste Kubaner, der sich einen Weltmeistergürtel im Schwergewicht umbindet.

Dafür steige ich schließlich auch in den Ring.

Gibt es noch weitere Ziele für dieses Jahr?

Nein. Ich mache das, was ich von Berufs wegen machen muss: meine Gegner verprügeln. Als Nächstes ist Vitali Klitschko dran, und danach sehen wir weiter. Ich konzentriere mich auf eine Sache und wenn die bewältigt ist, kommt die nächste. Es bringt nichts, sich zu viel vorzunehmen oder den Mund zu voll zu nehmen. Das ist nicht meine Art.

Was bedeutet Ihnen denn das Boxen?

Es ist mein Beruf, nicht mehr und nicht weniger. Und der Beruf ermöglicht es mir, ein gutes, normales Leben zu führen. Das ist mit dem Leben in Havanna nicht zu vergleichen.

Fehlen Ihnen denn die Insel und Ihre Verwandten dort?

Eigentlich nicht, auch wenn ich viele Freunde und Verwandte dort habe. Ich bin ständig im Kontakt mit ihnen. Sie verfolgen meine Karriere als Boxer und sind so stolz wie ich auch.

Wie sind Sie zu Ihrem Spitznamen "La Sombra", der Schatten, gekommen?

Der Name stammt aus meiner Zeit als Amateurboxer. Ich erhielt den Namen, weil es für meine Gegner kaum möglich war, mich zu treffen. Ich traf sie und war gleich wieder verschwunden - weg. Es war, als ob sie ihren eigenen Schatten fangen müssten. Das soll am Samstag wieder so sein.

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