Journalisten aus Myanmar: Weiter geht's

Für die birmesischen JournalistInnen geht die Workshopwoche rasant weiter.

Ganz locker posieren sie vor der Kamera. Bild: Anja Weber

Am Dienstag berichtete Sebastian Esser über die Arbeit der Krautreporter, die es geschafft haben innerhalb von nur vier Wochen fast 1 Million Euro zu erhalten. Sie konnten über 17.000 Menschen überzeugen für Onlinejournalismus Geld zu bezahlen. Ob das auch eine Möglichkeit für die JournalistInnen aus Myanmar ist, blieb offen. Noch steht der Aufbau einer Zeitungslandschaft, die vorwiegend auf Printmedien ausgerichtet ist, im Vordergrund. Die schlechte Stromversorgung abseits der großen Städte des Landes ist ein Grund dafür, noch nicht in Onlinejournalismus zu investieren.

Am Nachmittag gab Michael Sontheimer einen Überblick über Ethik im Journalismus: Was darf Journalismus angesichts einer Kommerzialisierung der Medien, die permanent Skandale aufzudecken versucht?

Am Mittwoch waren die TeilnehmerInnen zu Gast bei Spiegel Online. Philip Wittrock brachte seinen Gästen seine jahrelangen Erfahrungen in der Wahlkampfberichterstattung in Deutschland nahe: Wie werden Kampagnen von unterschiedlichen Parteien geführt? Welche Tricks werden angewendet, um politische Gegner bloß zu stellen? Die JournalistInnen konnten diese Erfahrungen direkt mit denen von Steffi Lemke, Abgeordnete der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vergleichen, bei der sie am Montag eingeladen waren. 

Am Nachmittag gingen die JournalistInnen dann freiwillig in den Knast. Keine Angst, sie waren dort nur zu Besuch. Das ehemalige Stasi-Untersuchungsgefängnis in Berlin-Hohenschönhausen war auch schon im letzten Jahr fester Programmpunkt für die Birmesen. Wie gehen wir heute mit diesem Teil der deutsch-deutschen Vergangenheit um und welche Schlüsse ziehen wir daraus? Ein wichtiges Thema, das Menschen in Deutschland bis heute beschäftigt und das in Myanmar angesichts der Hinterlassenschaften einer jahrzehntelangen Militärdiktatur an Bedeutung gewinnen wird. Die JournalistInnen interessierten sich vor allem für die persönliche Geschichte von Harry Santos, der die Gruppe durch das Gefängnis führte und 1983 selbst Häftling war. 

Der Donnerstag stand ganz im Zeichen des gegenseitigen Austauschs. Am Vormittag wurden die birmesischen JournalistInnen im Auswärtigen Amt empfangen. Sie haben mit Experten gesprochen, die über die deutsch-birmesischen Beziehungen Auskunft geben können. Die JournalistInnen hatten die Möglichkeit direkt Fragen über die Ziele der deutschen Aussenpolitik in Bezug auf Myanmar zu stellen.

Am Nachmmitag waren die TeilnehmerInnen bei Abdul Razzaque, Leiter der Sehitlik-Moschee in Berlin, zu Gast. Die Moschee ist eine der größten in Deutschland und wurde mit finanzieller Unterstützung der Gemeindemitglieder realisiert. Auf Grund der religiösen Spannungen im multiethnischen Myanmar stand bei dem Besuch der interkulturelle Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen und Ethnien im Vordergrund.

Am Abend fand eine Diskussionsveranstaltung im taz café statt. Die JournalistInnen haben interessierten Gästen Fragen zu den in 2015 bevorstehenden Wahlen in Myanmar beantwortet. Diese Wahlen gelten als wichtiger Meilenstein des politischen Übergangs von der Militärdiktatur zur Demokratie. Aber wie frei werden diese Wahlen sein, wenn Aung San Suu Kyi an der Kandidatur gehindert wird?

Der Donnerstag war sicherlich sehr anstrengend. Die letzten beiden Tage bieten dann wieder mehr Platz für Freizeit und Berlin zu entdecken.

Wir danken Deichmann für die Unterstützung mit zehn Gutscheinen.