Hessens SPD-Chef Schäfer-Gümbel: "Die Linke hat eine Chance verpasst"

Nach der Bundespräsidenten-Wahl kritisiert Hessens SPD-Chef Schäfer-Gümbel das Verhalten der Linkspartei. Doch SPD und Grüne seien wieder zusammen.

"Die Linke hätte die SED-Vergangenheit hinter sich lassen können": Schäfer-Gümbel. Bild: dpa

taz: Herr Schäfer-Gümbel, hat die SPD sich mit der Präsidentenwahl die rot-rot-grüne Option aus der Hand geschlagen?

Thorsten Schäfer-Gümbel: Nein. Es wurde nicht über eine Koalition entschieden, sondern über den Bundespräsidenten. Leider hat die Linke eine große Chance verpasst. Sie hätte die SED-Vergangenheit hinter sich lassen können, indem sie für Gauck stimmt.

40, Chef der Hessen-SPD, trat 2008 nach Scheitern rot-rot-grüner Tolerierungspläne gegen Koch an, sitzt im SPD-Präsidium

Hat nicht die SPD Chancen verpasst? Sie hätten doch bei der Kandidatenkür die Linken viel früher einbeziehen können!

Wir waren nicht auf der Suche nach einem rot-grün-roten Kandidaten. Der hätte doch gar keine Mehrheit gehabt. Uns ging es um jemanden, hinter dem sich alle Parteien versammeln können. Das Ziel war auch nicht, die Linkspartei zu beeinflussen.

Haben Sie aber: Sie haben die Pragmatiker dort geschwächt.

Dass diese Partei sich in ihrer Position einbetoniert hat, liegt nicht an der SPD. Hier scheint mir ein Klärungsprozess innerhalb der Linkspartei im Gange zu sein. Und im Sommer wird sich zeigen, wer sich durchsetzt.

Aber mit den Grünen hat sich die SPD abgestimmt.

Für Rot-Grün war dieser 30. Juni ein guter Tag. Wir sind emotional wieder zusammengewachsen. Die Kandidatur von Joachim Gauck und diese Wahl haben die Menschen bewegt. Mir hat jemand erzählt, dass die Menschen in einem Zug begeistert geklatscht haben, als durchgesagt wurde, wie viele Stimmen er im ersten Wahlgang bekommen hat.

Was hat das mit Rot-Grün zu tun?

Gelebte Demokratie ist das gemeinsame Anliegen von SPD und Grünen. Das ist sehr deutlich geworden. Gauck war der Beginn einer neuen rot-grünen Zusammenarbeit.

Ist es nicht eher der Beginn einer Feindschaft zu den Linken?

Nein. Die rot-grüne Emotionalität lag nicht in der Abgrenzung, sondern im Blick nach vorn.

Und in NRW folgt mit der rot-grünen Minderheitsregierung Teil zwei Ihrer Lovestory?

Dort gehen SPD und Grüne einen sehr wichtigen weiteren Schritt. Wir wollen regieren und die Grünen sind der Partner mit den meisten Gemeinsamkeiten. Rot-Grün steht für den Wechsel.

Ohne einen dritten Partner wird das schwierig.

Warten wir einmal die nächsten Wahlen ab. Natürlich müssen alle Parteien miteinander sprechen können. Bis dahin muss aber die Linke erst mal entscheiden, ob sie regieren will. Und die FDP muss klären, ob sie regieren kann.

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