Cyber-Abwehrzentrum wird eröffnet: Angriff auf die Angriffe
Im Nationalen Cyber-Abwehrzentrum in Bonn sollen Angriffe aus dem Internet auf Institutionen und Unternehmen besser analysiert und abgewehrt werden.
BONN dpa/dapd | Der Bundesinnenminister formuliert es so: Die wichtigste Aufgabe des neuen Zentrums, so Hans-Peter Friedrich (CSU), sei es, das gesamte bisher vorhandene Wissen zu bündeln und Behörden und Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Die Experten des Abwehrzentrums sollen bei einem Internet-Angriff schnell ein Lagebild erstellen und den Behörden sowie den Unternehmen empfehlen, wie sie reagieren sollen.
Das Cyber-Abwehrzentrum, das heute in Bon eröffnet wird, ist weder Behörde noch Einsatztruppe bei akuten Attacken aus dem Internet. Vielmehr versteht sich das neue Gremium in Bonn als Informations- und Kooperationsplattform, wie es die IT-Beauftragte der Bundesregierung, Cornelia Rogall-Grothe, formuliert. "Die Erkenntnisse werden technisch analysiert, ebenso wird nach der möglichen Motivation eines Täters gefragt." Vom Ergebnis der Analyse hänge es ab, welche der beteiligten Behörden zuständig sei und im Rahmen ihrer Befugnisse aktiv werde.
Die zunächst zehn Mitglieder des Zentrums - sechs vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sowie jeweils zwei vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) und vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) - bekommen Informationen aus ganz unterschiedlichen Quellen.
Drei bis fünf Fälle von Angriffen täglich
Jede der beteiligten Behörden entscheidet im Rahmen ihrer Befugnisse, wann es geboten ist, das Abwehrzentrum einzuschalten. Das sind immerhin täglich etwa drei bis fünf Fälle von Angriffen aller Art auf Computersysteme, wie der IT-Direktor im Bundesinnenministerium, Martin Schallbruch, mitteilte. Die Zuständigkeit beschränkt sich auf besonders gravierende Fälle und Problemlagen.
Das BSI stellt in Bonn auch die Räumlichkeiten des Cyber-Abwehrzentrums, das jetzt in einem zweiten Schritt um Vertreter der Bundespolizei, des Bundeskriminalamts, des Bundesnachrichtendienstes, der Bundeswehr und des Zollkriminalamts erweitert wird. Die Einrichtung ist Teil einer umfassenden Strategie der Bundesregierung zum Schutz vor Bedrohungen aus dem Internet, die im Februar vom Kabinett beschlossen wurde.
Neben dem Bonner Gremium beim BSI wurde für die Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft in diesen Fragen zudem ein "Nationaler Cyber-Sicherheitsrat" gegründet, der unter der Leitung von Rogall-Grothe steht. Außerdem gibt es im Bundeswirtschaftsministerium eine Taskforce zur IT-Sicherheit, die vor allem kleine und mittlere Unternehmen dabei unterstützen soll, sich gegen Bedrohungen aus dem Netz zu wappnen.
Leser*innenkommentare
Ben Auer
Gast
Die spannende Frage bezüglich dem neuen nationalen Cyber-Abwehrzentrum ist meiner Meinung nach auch, wie sich das Personal beim BSI und Co in Zukunft verhalten wird, wenn ihnen auch durch security-enthusiasten mögliche schwachstellen auf den webseiten des bundes und den ministerien geschickt werden. ich hoffe das Personal ist geschult worden und kann dann hilfreiche Tippgeber von "Angreifern" unterscheiden und unterlässt hier mögliche juristische Konsequenzen.
RedHead
Gast
Das klingt nach einem Joint Venture zwischen Polizei, Geheimdienst und Militär. Darf das überhaupt sein? Wie auch immer, dieses Cyber-Abwehr-Zentrum schreit ja direkt danach angegriffen zu werden, mal sehen wie lange das dauert.
emil
Gast
fühle ich mich jetzt sicher?