AUSGESPROCHEN HEITER
: Rundes Ding

Ich rolle durch die Hasenheide. Gern würde ich jetzt bellen

In einer Stunde will ich zu Hause in Neukölln sein und zusammen mit einem Kumpel das Spiel gegen den Abstieg schauen. Da beginnt mein Vorderreifen zu zicken. Ich fang an zu schieben. Und denke: Herrlich, lange nicht mehr durch Kreuzberg am Abend spaziert! Auf dem Kottbusser Damm kaufe ich ein paar norddeutsche Biere und Eis. Dann rufe ich meine Freundin an und sag, sie soll den vor mir eintreffenden Kumpel vertrösten – ich hätte einen Platten.

Ich schiebe weiter. Irgendwo im Graefekiez entdecke ich plötzlich diesen runden Tisch. Ein Meter Durchmesser. Unpassendes Timing, aber genau so einen wollten wir doch, sage ich mir. Die schwarze Farbe kann ja ab. Ich schließe mein Rad an. Die letzten Kilometer werde ich mit Tisch und Füßen schon irgendwie schaffen. Die Gelegenheit muss genutzt werden.

Nach ein paar hundert Metern kann ich nicht mehr. An der Hasenheide halte ich ein Taxi an. Der Fahrer sieht den Tisch und meint, nee, das wird leider nix. Direkt hinter ihm hält ein kleiner Umzugswagen. „Wir können dich mitnehmen!“, sagt der junge Mann auf dem Beifahrersitz. Ich bin entzückt, stelle den Tisch hinten rein, und los geht’s. Sie setzen mich direkt vor der Haustür ab. Ich werfe noch einen Fünfer in die Kaffeekasse, dann merke ich: Mein Schlüsselbund ist weg. Aber jetzt erst mal den Tisch hoch bringen. Meine Freundin macht auf. Sie findet den Tisch nicht schön. Mein Kumpel lacht.

Ich schnappe mir ihr Rad und mach mich auf die Suche. 50 Meter von meinem abgestellten Gefährt liegt auf einem Stromkasten mein Schlüsselbund. Ich, nun ausgesprochen heiter, rolle mit beiden Rädern durch die Hasenheide. Gern würde ich jetzt bellen. Als wir daheim den Fernseher anschmeißen, liegt das Team aus meiner Heimatstadt schon 0:1 zurück. Ach, scheiß drauf, denke ich und mache ein Bier mit meinem Kumpel ein Bier auf. JOHANNES KULMS