DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: #HIVheros

Was sagt uns das? Ein österreichisches Magazin druckt eine Sonderausgabe mit HIV-positivem Blut – und versucht so, Berührungsängste abzubauen

Die österreichische Zeitschrift Vangardist veröffentlicht vor allem Lifestylethemen für schwule Männer. Für die aktuelle Sonderausgabe wurden nun aber 2.500 Exemplare mit einer Mischung aus Tinte und dem Blut von HIV-positiven Menschen gedruckt.

Schon das Cover macht auf die Aktion aufmerksam. Den weißen Hintergrund ziert dunkelrote Schrift mit einer Botschaft: „Dieses Magazin ist mit dem Blut HIV-positiver Menschen gedruckt worden.“ Anstecken kann man sich beim Lesen der Seiten selbstverständlich nicht.

Die Magazinkampagne setzt genau da an. Berührungsängste mit dem Virus sollen – ganz haptisch, mit dem Durchblättern der Ausgabe – überwunden werden. So wird ein offenerer Umgang mit der Erkrankung ermöglicht.

Zwar ist es mitterweile so, dass moderne Kombinationstherapien Erkrankten eine deutlich verbesserte Lebensqualität gebenund man darum hierzulande mit dem HI-Virus relativ gut leben kann. Mit Diskriminierung aber eben nicht.

Wer HIV-positiv ist, traut sich oft nicht, mit anderen über die Infektion zu sprechen, erlebt Ausgrenzung und Unverständnis. Denn das Verstecken der Erkrankung isoliert weiter. So leidet auch die Therapietreue unter HIV-bezogener Stigmatisierung: Wer in dünn besiedelten Regionen lebt, will selten, dass die Erkrankung öffentlich wird. Damit der Nachbar keinen Verdacht schöpft, wird zum Beispiel für die Medikamente ein langer Anfahrtsweg in Kauf genommen, um nicht in die ortseigene Apotheke gehen zu müssen.

Zwar wird die Sonderausgabe nichts an der Diskriminierung selbst ändern, vielleicht werden aber durch die Kampagne mehr Menschen als nur die homosexuellen Leser erreicht. MAB