Du sollst verzichten wollen

KONSUM Die Ressourcen sind begrenzt. Harald Welzer fordert deshalb die Aufgabe von Privilegien

Harald Welzers Anliegen ist eben so einleuchtend wie unangenehm: Wir müssen verzichten. Wir, das sind die Mitglieder der „hyperkonsumierenden Gesellschaft“. Wir, die in Stuttgart arbeiten, in Berlin leben und in Paris den Partner haben. Die in allen drei Städten eine unökologische Nespressomaschine besitzen und dicke deutsche Wagen fahren. Reduktion sei das Gebot der Stunde. Denn ohne Mäßigung zerstören wir Ökologie und somit Zukunft. Die Agenda des Professors für Transformationsdesign und Direktors der gemeinnützigen Stiftung „Futur Zwei“ sieht deshalb vor, dass die Gesellschaft etwa 80 Prozent ihres Aufwands reduzieren müsste, um in nachhaltigen Verhältnissen zu leben.

Eine zentrale Frage zu Welzers Reduktionsdogma: Wer darf wem welchen Verzicht abverlangen? Und auf welcher politischen Grundlage?

Welzers Antwort: „Es ist ein Irrglaube unserer Gesellschaft, dass Nachhaltigkeit ein Win-win-Unterfangen ist. In der Geschichte der Menschheit gab es keine einzige gerechtigkeitsdienliche Reform, die nicht zur Aufgabe von Privilegien führte. Wie soll es auch anders sein? Die Ressourcen, die wir uns teilen müssen, sind nun einmal begrenzt.“

DMITRIJ KAPITELMAN