LESERINNENBRIEFE
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Info zur Militarisierung

■ betr.: „Truppe rührt die Werbetrommel“, taz vom 14. 4. 15

Verharmlosend könnte der Artikel als Bericht über die „Karriereberatung der Bundeswehr“ bezeichnet werden. Tatsächlich wirkt ein dreispaltiges Abdrucken einer Antwort des sogenannten Verteidigungsministeriums als Information zur Militarisierung. Pseudoneutraler Journalismus teilt mit, dass mit verdoppelten Steuergeldern rund 140.000 SchülerInnen für eine Zukunft als BerufssoldatenInnen angeworben wurden. Der Hinweis auf die Linke, dank derer diese Auskünfte überhaupt einer Meldung wert wurden, bleibt bei dieser Darstellung schwach und irreführend, weil unkommentiert von einer „Friedenssicherung“ die Rede ist. Nach meinen Erwartungen an die taz wäre wenigstens die Erwähnung der Proteste der Friedensbewegung gegen die Bundeswehrkampagnen nötig.

Eine kritische Berichterstattung hätte auf die fatalen Wirkungen des Militärs hinzuweisen, die sich auf den Nenner „gewaltförmige Konflikt(NICHT)-lösungen“ bringen lassen. Als systemtransformierende Alternative und in Bezug auf den Micha-Brumlik-Artikel „Links des Möglichen“, in derselben Ausgabe S. 16, fällt mir nur der Aufruf von Ferdinand Groß ein: „Vorwärts zum Menschheitsfrühling des gewaltfreien Anarchismus!“ GEORG FISCHER, Schefflenz

Grass im Mediengeschrei

■ betr.: „Nachdenken über Günter Grass“, taz vom 14. 4. 15

Vielleicht bricht der eine oder andere der Kommentatoren zu Grass’ insbesondere politischem Wirken mal aus der weichen Ecke der anscheinend immer noch wohlfeilen Empörung über des Künstlers Engagement aus und benennt den innerlich brennenden Gestorbenen gerade auch mit dem, was ihn vielfach ausmachte: Er nahm Stellung zum Gegenwartsgeschehen, ergänzte das Wort durch Zeichnung und Skulptur, setzte sich der Fragestellung aus, ob er antisemitisch sei, verschwieg so lange, was rechtzeitig gesagt vielleicht keine üble Nachrede erzeugt hätte, die kurzen Wochen bei der Waffen-SS eingezogen gewesen zu sein am Ende des Krieges, als die letzten Reste einer staatlich verhöhnten bürgerlichen Ordnung zu Ende gingen.

Er setzte sich mit den gegenwartsbestimmenden Themen auseinander. Ein Antisemit ist er wohl nie gewesen, aber wie gerne lässt der Regierungsvertreterschwarm der mit friedensverachtenden Techniken agierenden israelischen Regierung dieses Wort als Urteil über Kritiker ihrer Regierungspolitik fällen. Es gibt genügend und viel zu viele davon in Deutschland. Grass jedenfalls war keiner. Ihm bin ich dankbar. ERNST-FRIEDRICH HARMSEN, Berlin

In jeder Hinsicht großartig

■ betr.: „400 Menschen gestorben …“, taz vom 16.4. 15

Ihr habt ja vielleicht Nerven. Kloppo gibt den Abschied von „seinem“ BVB zum Saisonende bekannt und die taz kommt mit so einer Titelseite. Das ist in jeder Hinsicht großartig.IRA BARTSCH, Lichtenau-Herbram

Trainergedöns bevorzugt

■ betr.: „400 Menschen gestorben …“, taz vom 16.4. 15

Eben (15. 4., 21.45 Uhr; d. Red. ) im „heute-journal“. Was für ein dramatischer Tag für Deutschland. Die Agenturen überschlugen sich, so wird uns berichtet. O je, denkt man. Was mag da wieder Schlimmes passiert sein. Aber natürlich liefert uns das ZDF die Auflösung. Ein Trainerbeben (!) ist über die deutsche Nation gekommen. Damit kann man natürlich eine Nachrichtensendung aufmachen. Sicher wird uns das nervige Flüchtlingsgedöns im „Bunten aus aller Welt“ nachgeliefert. Aber auch da: Fehlanzeige. Stattdessen fand noch eine Auszeichnung für Marietta Slomka für hervorragenden Journalismus Erwähnung. Es ist so widerlich. THOMAS KLEINHEMPEL, Haar

Lieber Glamourjournalismus

■ betr.: „Katastrophe vor Libyen“, taz.de vom 15. 4. 15

Den deutschen Mainstreammedien scheinen diese Katastrophen nicht mal mehr eine Meldung wert zu sein. spiegel.de, faz.net, sueddeutsche: lieber fröhlichen Glamourjournalismus als die Realität unserer Welt zu sehen. Weiter so: Kopf in den Sand und bloß nicht die sensible deutsche Sicherheitsseele strapazieren … PETRA, taz.de