Terror-Verdächtiger äußert sich nicht

Das Urteil im Kieler Prozess gegen mutmaßlichen Al-Kaida-Unterstützer aus Jordanien fällt erst in einigen Monaten

Wenn Thaer A. nach Jordanien abgeschoben wird, wartet der dortige Sicherheitsdienst wahrscheinlich schon auf ihn: Sein Bruder wurde bereits zu der Frage vernommen, was der 33-Jährige mit Al Kaida zu schaffen hat. A. hatte vor dem Oberlandesgericht in Schleswig gestanden, an einer terroristischen Vereinigung beteiligt gewesen zu sein. Doch angesichts der aktuellen Entwicklung in seinem Heimatland wollte Thaer A. gestern lieber schweigen, anstatt als Zeuge gegen einen mutmaßlichen Mittäter, den 25-jährigen Abdelali M., auszusagen.

Auch dem wird vorgeworfen, die Al Kaida-Vereinigung unterstützt und eine Terrorgruppe mit gegründet zu haben. Festgenommen wurde der marokkanische Staatsbürger in Schweden, und bereits seit Mai vorigen Jahres sitzt er in deutscher Untersuchungshaft, weil in Schleswig-Holstein zu diesem Zeitpunkt bereits parallele Verfahren angelaufen waren.

Auf Abdelali M. waren die Ermittler gestoßen, weil er Chat-Kontakt zu Redouane E. H. hielt. Der 38-jährige Kieler, der in Marokko geboren wurde, war nach einem monatelangen Prozess im Januar in Schleswig zu fast sechs Jahren Haft verurteilt worden. Das Oberlandesgericht war überzeugt, dass E. H. Al Kaida unterstützt hatte, unter anderem durch Geldüberweisungen. Auch im schwersten Anklagepunkt, der Gründung einer terroristischen Vereinigung, wurde E. H. für schuldig befunden. Seine Verteidiger legten allerdings Revision ein. Mittäter Thaer A. wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Abdelali M. äußert sich bisher nicht, so dass ein Urteil vermutlich erst in einigen Monaten folgt. Das Verfahren hatte bereits Anfang März beginnen sollen, war aber aus formalen Gründen ausgesetzt worden, da eine Anwältin des Angeklagten ihre Einladung zu spät bekommen hatte. Gestern fehlte sie ganz: Sie hatte ihr Mandat niedergelegt. EST