Torsten Frings, Vorzeige-Drecksack
: Das Lutscher-Moment

In Spanien gelten Spieler wie er als dreckig – und das ist durchaus respektvoll gemeint.

Dreckig sind die defensiv-aggressiven Anführer, die den gegnerischen Spielmacher zur rechten Zeit in die Werbebande drücken. Jedes Team braucht einen davon. Der Balance wegen.

Torsten Frings ist Werders Vorzeige-Drecksack. Im Bremer Spiel sorgt der langhaarige Lutscher für das giftige Moment. Es ist kein Zufall, dass die Bremer in einem Winter ohne ihren bösen Chef in kürzester Zeit alle Titel verspielten und peinlich harmlos in Richtung UI-Cup rutschten. Glasgow, Stuttgart, Wolfsburg – das waren Spiele, in denen die Bremer in Schönheit starben, weil die meisten das Kämpfen nie gelernt haben. Es fehlte ein Spieler, der das Florett zerbricht und einen Faustkampf anzettelt.

Frings’ Rückkehr nach langer Verletzungspause war deshalb Bremens letzte Hoffnung. Doch gegen Bielefeld und Duisburg versank er im Morast der kollektiven Verunsicherung. Auch weil er noch nicht fit war. Denn Frings’ Aggro-Fußball funktioniert nur bei vollen Akkus. Rechtzeitig zum Saisonfinale scheint sich der 31-Jährige nun wieder seiner Topform zu nähern.

Der 2 : 1 Auswärtssieg in Berlin war Frings’ wahres Comeback. Auf seiner Lieblingsposition vor der Abwehr gab er den Spielmacher – nicht filigran, aber im richtigen Moment genial. Mit einem Matthäus-Gedächtnis-Pass über gut 40 Meter auf den Fuß von Tim Borowski entschied er das Spiel. Als die Berliner auf den Ausgleich drückten, stoppte er sie mit einer typischen Frings-Grätsche.

Frings muss gespürt haben, dass das Spiel auf Messers Schneide stand, seine Abwehr wieder wackelte. In seinem Blick, in seiner Körpersprache zeigte sich danach wilde Entschlossenheit. Genau die hat dem Bremer Gutmenschen-Ballett zuletzt gefehlt. LUCAS VOGELSANG

Fotohinweis:Torsten Frings (31), Spielmacher und Ausputzer des SV Werder Bremen ist wieder auf dem Damm. FOTO: DPA