Die Männer im Schatten der Globalisierung

Die Seemannsmission hält „Weltkonferenz“. Sie kümmert sich um die Männer, die ihr Leben einsam auf See verbringen

„Land in Sicht“ ist das Motto der deutschen Seemannsmission, „Unterstützung für die Würde der Seefahrer“. Da geht es überhaupt nicht um Mission, sagt Seemanns-Pastor Peter Bick. Vor allem geht es um Sozialarbeit. „Eigentlich wäre das Aufgabe der Reeder“, sagt Jörg Colberg, ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Mission und kaufmännischer Leiter des Terminal-Betreibers NTB. Denn im großen Unterschied zu früher sind heute die Liegezeiten in den Häfen extrem kurz, die Belegschaften klein und oft international bunt zusammengewürfelt. Über Wochen ist da kaum Kommunikation möglich. „Da ist große Einsamkeit auf den Schiffen“, sagt Bick.

Vom 28. Mai bis 1. Juni hält die Deutsche Seemannsmission in Bremen ihre „Weltkonferenz“. Da kommen die MitarbeiterInnen aus aller Welt, rund 30 werden erwartet, etwa genauso viele kommen aus Deutschland. Würde und Gerechtigkeit im weltweiten Seetransport ist eines ihrer Themen, dazu die Arbeitsbedingungen an Bord.

Dort ist manch einer wehrlos seinem Kapitän ausgesetzt: Da werden schwarze Seeleute von russischen Seemanns-Kollegen rassistisch behandelt, andere haben seit Wochen nichts von ihrer Familie gehört. Wieder andere brauchen schlicht jemanden, der mal zuhört. Oder einen Computer, von dem aus sie in Ruhe ihrer Familie eine E-Mail schreiben können. Elf Männer leben in der Bremer Seemannsmission – für sie ist das wie ein Altenheim. Sie haben keine Familienbindungen, kein Zuhause mehr nach ihrem Arbeitsleben unterwegs – außer der Seemannsmission.

Sogar der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, kommt zum Festgottesdienst der Konferenz. Der Leiter der Seemannsmission, Pastor Hero Feenders, ist froh darüber. Vor ein paar Jahren hatte die Kirche ihren Zuschuss an die Mission halbiert. kawe