Mikael Forssell, Vakuumfüller
: Mann fürs verwaiste Zentrum

Eine einfache bajuwarische Weisheit erklärt sehr treffend, warum Hannover 96 Mikael Forssell braucht, um sich endgültig das lästige Durchschnittsgrau von den roten Trikots pellen zu können. Paul Breitner hat einmal über den Erfinder des Toreschießens gesagt: „Ohne den Gerd Müller hätten wir noch so gut spielen können, es hätte zu nichts geführt. Um erfolgreich zu sein, brauchten wir einen wie ihn.“

Denkt man nun diverse Kategorien kleiner, so lässt sich diese Einschätzung durchaus auch auf das Spiel von Hannover 96 übertragen. 54 Tore haben die 96er in der vergangenen Saison erzielt. Doch in fast der Hälfte der Spiele brachten sie nur ein Tor oder weniger zustande. Eine Bilanz für das Niemandsland. Hannovers Offensive rotierte allzu oft um ein verwaistes Zentrum. Und ohne einen zuverlässigen Killer nutzt alle Schönheit dahinter und drum herum nichts. Nur ist Mike Hanke im Strafraum eben nicht mehr als ein Gelegenheits-Vollstrecker. Mikael Forssell hingegen könnte dieses Zentralvakuum und so auch die Lücke zur Bundesligaspitze schließen. Dass ein Spieler seiner Klasse überhaupt an die Leine wechselt, verdankt Hannover wieder einmal zwischenmenschlichen Gefühlsverstrickungen. Nachdem Dieter Hecking bei Schlaudraff die Vater-Karte gespielt hatte, war es diesmal Sportdirektor Hochstätter, der den Finnen auf der emotionalen Ebene zum Kommen bewegen konnte. Hochstätter hat Forssell vor mehr als fünf Jahren schon einmal in die Bundesliga locken können. Nach Gladbach. Er war sein Meisterstück. Auf dem Bökelberg haben sie Forssell gefeiert und verehrt wie vor ihm nur Heiko Herrlich oder Martin Dahlin. Mit sieben Toren und drei Assists hat er die Borussia fast im Alleingang zum Klassenerhalt geschossen. Und jedem, der den Finnen damals beobachten durfte, war klar, dass sein Auftritt in der Bundesliga nur ein kurzes Gastspiel sein konnte. Der kleine Finne war schlichtweg zu groß für die Liga. Auch deshalb haben Christian Hochstätter und Dieter Hecking mit seiner Verpflichtung ein Zeichen gesetzt. Sie ist eine Kampfansage an die Konkurrenz. Hatte sich das Transfergebaren der 96er bisher darauf beschränkt, wohlklingende Namen von den Reservebänken der nationalen Konkurrenz zu locken, ist Forssell nun der erste Transfer von europäischem Ausmaß. Mr. Hochstätter, Sie haben das nächste Level erreicht.LUCAS VOGELSANG

Fotohinweis:MIKAEL FORSSELL, 27, finnischer Nationalspieler, verdiente zuletzt pfundig bei Birmingham City. Foto: dpa