Die Bombe platzt

Das Verfahren um ein vereiteltes Sprengstoffattentat auf das Apfelfest in Rellingen steht vor dem Abschluss: Richter fordert Prozessparteien zu Plädoyers auf. Hauptbelastungszeuge widerruft Aussagen teilweise

Der Prozess um ein vereiteltes Attentat auf das „Apfelfest“ im 13.000-Einwohner-Ort Rellingen (Kreis Pinneberg) nähert sich seinem Ende: Nach drei Monaten Verhandlung forderte der Vorsitzende Richter am Montag Staatsanwaltschaft und Verteidiger auf, ihre Plädoyers vorzubereiten. Die beiden Angeklagten müssen sich unter anderem wegen Verabredung zum Mord und Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion verantworten.

Laut Staatsanwaltschaft planten die zur Tatzeit 18 und 19 Jahre alten Männer, im Herbst vergangenen Jahres mit selbst hergestelltem Sprengstoff einen Anschlag auf das Rellinger Stadtfest zu verüben. Motiv der jungen „Bombenbauer“ waren Unzufriedenheit und Frust. Dabei hätten sie auch Tote in Kauf genommen. Aufgrund von Hinweisen nahm die Polizei die Angeklagten wenige Tage vor dem geplanten Attentat fest. Rechtsradikale oder andere politisch motivierte Hintergründe schloss das Landeskriminalamt rasch aus, obwohl die beiden Verdächtigen in Rellingen selbst durchaus der rechten Szene zugeordnet werden.

Bei Hausdurchsuchungen hatten die Ermittler damals keinen fertigen Sprengstoff entdecken können. Sie fanden aber diverse Rezepturen mitsamt Zutaten sowie Bauanleitungen für Zeit- oder Fernzünder. Laut Anklage wollten die „Bombenbauer“ ihren Sprengsatz aus frei verkäuflichen Substanzen aus dem Drogerie- und dem Campingbedarf zusammen mischen. Es hätte insgesamt 48 Stunden gedauert, bis der Chemikalien-Cocktail zu einem sprengbereiten „Pulver“ eingetrocknet wäre. In einem „Probelauf“ gelang es den Angeklagten demnach, mit knapp 30 Gramm Eigenbau-Sprengstoff einen Zigarettenautomaten zu zerstören.

Die jungen Männer stritten konkrete Attentatspläne bislang stets vehement ab. Es seien nur Phantasien gewesen und nicht ernst gemeint. Am Montag widerrief nun auch der Hauptbelastungszeuge vor Gericht einen Teil seiner Aussagen. Dabei kauerte er mit eingezogenem Kopf im Gerichtssaal. Ob er Angst habe, fragte ihn der Staatsanwalt. Der Zeuge – ein durchtrainierter, muskulöser Mann, der beide Angeklagte um Haupteslänge überragt – schüttelte den Kopf. „Dazu sage ich nichts“, erklärte er mit leiser Stimme. „Das müssten Sie doch wissen.“

Der Prozess wird am 2. Juli fortgesetzt. DPA