Kontroverse um Salomons Tempel

Ungeklärte Herkunft des 2.800 Jahre alten Fragments lässt an Authentizität zweifeln

TEL AVIV dpa ■ Der Fund eines angeblich rund 2.800 Jahre alten Sandsteinfragments, das die Existenz des ersten jüdischen Tempels in Jerusalem belegen soll, hat in der Fachwelt eine Kontroverse ausgelöst. Während israelische Wissenschaftler von einer möglichen Sensation sprechen, äußerte der Bibel-Archäologe Prof. Siegfried Mittmann von der Universität Tübingen gestern große Zweifel an der Authentizität des Fundes.

Die Inschrift auf dem Sandstein geht auf König Jehoasch zurück, der im 8. Jahrhundert v.Chr. regierte. Die Szene wird im Alten Testament in Kapitel zwölf des 2. Buches der Könige beschrieben. Darin gibt Jehoasch Priestern den Auftrag, alles auszubessern, „was baufällig ist am Hause“. Der Tempel soll der Überlieferung nach von König Salomon (965 bis 926 v. Chr.) gebaut und das erste Mal von den Babyloniern 587 v. Chr. zerstört worden sein.

Zweifel an der Authentizität bestehen vor allem wegen der ungeklärten Herkunft des Funds. Angeblich sollen Palästinenser den Stein bei „wilden Grabungen“ auf dem Tempelberg gefunden und an einen jüdischen Händler verkauft haben. Dieser holte eine Expertise des Israel-Museums ein, in der Zweifel an der Echtheit geäußert wurden. Danach gab er den Stein an das Geologische Institut der Uni Jerusalem zur Untersuchung.