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: Gegensätzliches

„Durch die Nacht mit … Dirk Nowitzki und Till Brönner“, 23.05 Uhr, Arte

Till Brönner kann es nicht fassen. Ob das eine Tagesdecke sei, fragt der Trompeter und schlüpft in ein Sweatshirt von Dirk Nowitzki. Dabei bringt es der Jazzer Brönner auf 1,90 Meter – doch hier im Umkleideraum der Dallas Mavericks neben dem 2,11 Meter großen Basketballer schaut er ein bisschen schmächtig aus.

Auf Wunsch von Arte haben die beiden eine Nacht in Dallas miteinander verbracht. In Kamerabegleitung natürlich. Michel Friedman und Christoph Schlingensief haben das ja neulich in Frankfurt schon vorgemacht, Gloria von Thurn und Taxis und der Galerist Leo König werden die Nachtschwärmerei unter Beobachtung im März fortsetzen. Bei der Konstellation Brönner/Nowitzki, die sich erst bei der besagten Pulloverszene kennen lernten, vertraute Arte offenbar ganz auf die Sprengkraft der Gegensätze Musik und Sport. So richtig geknallt hat es aber leider nicht.

Was hauptsächlich an Dirk Nowitzki liegt. Ein sympathischer Kerl zwar, der in der NBA in den kommenden Jahren rund 80 Millionen Dollar verdienen wird. Doch für ein Format, in dem plaudernd Persönliches offenbart werden soll, ist die Maulfaulheit eines Protagonisten verheerend. So kommt es, dass Till Brönner in der Regel Nowitzki interviewt oder ungefragt von sich erzählt – der Basketballer hingegen nur gelegentlich – und vielleicht auf Bitten der Autorinnen Cordula Kablitz-Post und Katrin Pieper – ein lahmes „Spielst du jeden Tag?“ oder ein „Wann hast du angefangen?“ an den Trompeter richtet.

Trotzdem hat der Film auch starke Momente. Zum Beispiel, wenn das Duo in einem riesigen Instrumentenladen stöbert, Nowitzki ein bisschen auf der Gitarre klimpert und dann eine kleine Einführung in die Trompetentechnik bekommt. Es hätte also funktionieren können, das Aufeinandertreffen von Sport und Musik: einfach etwas weniger Wert auf das Vier-Augen-Gespräch im Restaurant oder in der Stretch-Limousine legen, sondern die Zöglinge in den 60 Minuten stärker mit der jeweils anderen Disziplin konfrontieren. Zu gerne nämlich hätte man mal gesehen, wie sich Till Brönner beim Korbleger anstellt. JUTTA HEESS