Waffenmesse mit Interesse

Tötungsinstrumente aller Art in Nürnberg ausgestellt. Firmen hoffen auf Ende der Kaufzurückhaltung. Vermehrt Anbieter aus Osteuropa. Fünf Milliarden Umsatz im Jahr

NÜRNBERG taz ■ Da sage noch einer, amerikanische Geschäftsleute hätten uns friedliebende Deutsche nicht mehr lieb. Zumindest die Waffenliebhaber in unseren Landen werden weiterhin von US-Anbietern ins Visier genommen. Und so findet man auf der 30. Internationalen Fachmesse für Jagd- und Sportwaffen, die noch bis zum Montag ihre Tore auf dem Nürnberger Messegelände geöffnet hat, mehr als 150 Aussteller aus den USA.

Für die passende Begleitmusik hatte wenige Tage vor der Messe Josef Ambacher, der Präsident des Deutschen Schützenbundes (DSB), gesorgt. Mit seinem missglückten Witz bei einer Schützenversammlung in Neu-Ulm (es werde mit Deutschland erst wieder aufwärts gehen, „wenn Bundeskanzler Stoiber auf der Beerdigung von Fischer die Witwe von Schröder fragt, wer den Trittin erschossen hat“) hatte sich Ambacher zwar den Zorn von Politikern wie Innenminister Otto Schily und SPD-Generalsekretär Olaf Scholz zugezogen. Aber er durfte trotzdem als Festredner die Waffenmesse eröffnen.

Bei der Waffenmesse stellen neben US-Firmen wie United States Fire-Arms, Smith & Wesson, Maverick, Gibbs Rifles oder Marlin Firearms auch die osteuropäischen Anbieter eine wachsende Gruppe dar: Ob Bulgarien, Kroatien oder Tschechien, Ungarn, Jugoslawien, Polen oder Rumänien, Russland, die Slowakei oder die Ukraine – sie alle lassen es auch im Westen ordentlich krachen. Da geraten die traditionell stärksten Anbieter aus Deutschland, Österreich, Frankreich und Spanien schon fast ins Hintertreffen.

Der Weltmarkt für Jagd- und Sportwaffen wird auf jährlich rund 4 Milliarden Euro geschätzt, hinzu kommt rund 1 Milliarde Euro für Munition. Allein in Deutschland gehen über 2 Millionen in Verbänden organisierte Schützen und rund 400.000 Jäger ihrem Hobby nach. In anderen EU-Ländern stellen sich die Verhältnisse umgekehrt dar: In Frankreich zählt man 1,7 Millionen Jäger und 200.000 Schützen, in Italien 925.000 Jäger und 100.000 Schützen. In Osteuropa hat man mit dem Zählen lieber noch gar nicht begonnen.

Nach der Verabschiedung des zahmen deutschen Waffengesetzes hofft der Verband der Hersteller von Jagd-, Sportwaffen und Munition (JSM) auf ein Ende der Kaufzurückhaltung. Schon in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres haben die deutschen Unternehmen Waffen und Waffenteile im Wert von 170 Millionen Euro hergestellt, 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Von der Messe, auf der nicht nur Schusswaffen und Munition, sondern auch Messer und Schwerter, Armbrüste und Bogen präsentiert werden, erhoffen sich die Büchsenmacher und Waffenhändler neue Impulse.

Da die schießwütigen Männer (Frauen stellen nur einen kleinen Anteil) inzwischen auch Wert darauf legen, ihrem Hobbyhandwerk modisch-chic gekleidet nachzugehen, ist die Messe um das Segment „Outdoor Classics“ erweitert worden. Wie 2002 werden bei der Messe rund 25.000 Fachbesucher erwartet – die IWA ist nur für Fachhandelsbetriebe und Fachbehörden zugänglich. HORST PETER WICKEL