Frauen wehren sich

Bis Anfang Dezember bieten die Lateinamerikatage vor allem Infos zur Lebenssituation von Frauen

Unter dem Titel „Es gibt kein Morgen ohne Gestern“ beschäftigen sich die diesjährigen Lateinamerikatage mit Kämpfen um Gerechtigkeit und Teilhabe. Im Zentrum steht dabei die Lebenssituation von Frauen: Heimarbeit, die Konfrontation mit sexualisierter Gewalt und Militär, Aufklärung und Widerstand.

Um Kosten zu sparen und arbeitsrechtliche Bestimmungen zu umgehen, lagern etwa Textilunternehmen Arbeitsschritte zunehmend in den informellen Bereich aus: In den Barackenstadtteilen von Perus Hauptstadt Lima sitzen Heimarbeiterinnen oft nächtelang über aufwändigen Applikationen, an hierzulande modischen kleinen Perlen- und Paillettenstickereien an Kleidungsstücken. Eine Arbeit, für die die Frauen nur einen geringen Lohn erhalten. Noch bis einschließlich morgen setzt sich die Fotoausstellung „La mujer tiene capacidad para muchas cosas – Frauen haben viele Fähigkeiten“ mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen dieser peruanischen Heimarbeiterinnen auseinander. Dabei beschreiben die Frauen ihre Arbeitssituation selbst, in eigenen Worte und mit selbst aufgenommenen Fotos. Zu sehen ist die Ausstellung von 11 bis 18 Uhr im dritten Stock der Werkstatt 3.

Über den Kampf gegen sexualisierte Alltagsgewalt berichtet morgen Abend um 19.30 Uhr auf der Veranstaltung „Das Schweigen brechen!“ Heike Jehnichen, die zwei Jahre im „Feministischen Kollektiv Mercedes Olivera“ in San Cristóbal de las Casas im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas als Entwicklungshelferin mitgearbeitet hat. In Chiapas zählen sich etwa 40 % der Bevölkerung zu den indigenen Kleinbauern: „Indianische Frauen sind dort mehrfach diskriminiert, vor allem aufgrund ihrer Armut, fehlender Bildung und ethnischer Abstammung. Die Gewalt gegen sie ist besonders hoch“, so Heike Jehnichen. Die Opfer leben oft weit entfernt von den Städten, sprechen ihre eigene Sprache, beherrschen aber nicht immer Spanisch – um überhaupt mit einem Amt kommunizieren zu können.

Über die Situation in El Salvador im Vorfeld der Wahlen berichtet am 25. November Sandra Guevara von der Frauenorganisation „Las Mélidas“. Seit Ende des Bürgerkrieges 1992 kämpft diese für Gleichstellung. Denn das Friedensabkommen, das verbindlich nur die Waffenabgabe der sozialistischen Guerilla FMLN im Tausch gegen Straffreiheit und ein paar Jobs regelte, hat sozialen Rechten wenig Platz eingeräumt. Das spüren vor allem Frauen. „Las Mélidas“ setzen sich aktiv für die Rechte der Arbeiterinnen in den großen Maquilas ein.

Am 28. November geht es um den Krieg in Kolumbien aus der Sicht von Frauen. Die Historikerin Esperanza Echamorro berichtet von dem Konflikt, der in den letzten fünf Jahren mehr als 1.600 weibliche Todesopfer gefordert hat. Eine politische Lösung wird von der Regierung in Bogotá nach wie vor verweigert.

Den Abschluss der Lateinamerikatage bildet am 5. und 6. Dezember der Workshop „Stärkung und Ermächtigung der Frauen – Gleichheit der Geschlechter“. GASTON KIRSCHE

bis Sa, 6. 12., Werkstatt 3, Nernstweg 32 – 34; www.lateinamerika-tage.de