Carlos Alberto, Rückkehrer nach Bremen
: Ballast mit Rastalocken

Eigentlich sollte der Carlos Alberto das Opus Magnum von Klaus Allofs werden: ein Transfercoup, mit dem die Bremer im ewigen Hase-und-Igel-Rennen mit der übermächtigen Konkurrenz aus München wieder einmal zuerst das Ziel hätten erreichen können. Stattdessen wurde der mit knapp acht Millionen Euro teuerste Transfer der Bremer Bundesligageschichte zugleich der teuerste Fehlgriff in der persönlichen Statistik des Bremer Managers – das rastagelockte Symbol der Bremer Chaos-Tage.

Denn Carlos Alberto schleppte den Diven-Virus ein und brachte das labile Gleichgewicht in der Bremer Mannschaft durcheinander. Er war eine Diva zu viel: Tanzte auf dem Boulevard und schlug sich im Training mit dem Kollegen Sanogo. Dafür machte der eigentlich so hochbegabte Spielmacher nicht ein einziges Spiel, an das sich die Fans in Grünweiß erinnern müssten. Dafür kreierte er ein unvergleichliches Potpourri aus Disziplinlosigkeiten und mysteriösen Verletzungen. Am Ende zog Allofs die Notbremse. Carlos Alberto wechselte auf Leihbasis zurück nach São Paulo.

Und doch: Irgendwie blieb ein Stück von ihm in Bremen. Regelmäßig schickte er Liebesgrüße vom Zuckerhut. Wohlbekannte Geschichten wurden erzählt, von Disziplinlosigkeiten und vom Boulevard-Samba. Auch in São Paulo blieb der mittlerweile 24-Jährige das Problemkind, wurde ausgemustert und an Botafogo weitergereicht. Hier spielte er dann plötzlich wieder so wie damals, als er mit dem FC Porto Champions League und Weltpokal holte – mit 19.

Alles sah nach Happy End aus, für Carlos Alberto und eigentlich auch für Klaus Allofs. Doch nun ist Botafogo das Geld ausgegangen, der Klub ist nicht mehr in der Lage, seinem geliehenen Star das Gehalt zu zahlen. Und dieser besitzt eben noch einen gültigen Vertrag – in Bremen. Über seinen Berater hat er verkünden lassen, noch im Januar zurückzukehren. Die verbliebenen Kiebitze an der Weser werden vor Schreck in ihre Pudelmützen gebissen haben: Das einst gallischste Dorf der Liga befindet sich auf einem Selbstfindungstrip durch die Mittelmäßigkeit. Und dabei könnte der Brasilianer das Quäntchen Ballast zu viel sein. LUCAS VOGELSANG

Fotohinweis:CARLOS ALBERTO, 24, offensiver Mittelfeldspieler, begann seine Karriere beim Fluminense FC in Rio de Janeiro.  FOTO: DPA