Schrumpfende Träume

Sinkende Einwohnerzahlen: Hamburgs Leitbild von wachsender Stadt kaum erfüllbar, prognostiziert eine neue Studie. Schleswig-Holstein wird zum Rentner-Land

hamburg / kiel taz/lno ■ Die schrumpfenden Bevölkerungszahlen gefährden die Träume des Hamburger CDU-Senats, die Hansestadt zur Weltmetropole werden zu lassen. Die Einwohnerzahl Hamburgs werde stattdessen bis zum Jahr 2020 um 1,4 Prozent zurückgehen, das Leitbild von der „Wachsenden Stadt“ dürfte sich demnach nicht erfüllen. Das berichtet das Magazin Geo in seiner Maiausgabe. Es stützt sich auf eine umfassende Studie des Berlin-Instituts für Weltbevölkerung und globale Entwicklung.

Noch von 1990 bis 2001 war die Hansestadt als einzige deutsche Großstadt nennenswert um 4,5 Prozent Einwohner gewachsen. Aktuell hat die zweitgrößte deutsche Stadt nach Angaben des kürzlich fusionierten Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein 1.736.630 EinwohnerInnen.

Der Zuwachs im vergangenen Jahrzehnt habe vor allem daran gelegen, dass vornehmlich junge Menschen, viele aus dem Norden Ostdeutschlands, zum Studieren oder Arbeiten an die Elbe kamen. Obwohl Hamburger Frauen durchschnittlich nur 1,21 Kinder zur Welt bringen, werde die Altersstruktur in den kommenden zwei Jahrzehnten „so stabil bleiben, wie in kaum einer anderen Region“, so die Studie. Der Anteil der über 60-Jährigen werde nur um 7,8 Prozent zunehmen.

Im Süden Schleswig-Holsteins werden nach dem Ergebnis der Studie dagegen 2020 gut 34 Prozent mehr Rentner leben als heute und doppelt so viele Menschen über 67 Jahren. Die vier kreisfreien Städte Lübeck, Neumünster, Kiel und Flensburg stellten „bescheidene wirtschaftliche Zentren“ dar. Industrie gebe es vor allem im Hamburger Umland und entlang der Elbe. Im Tourismus dagegen belege das Land einen Spitzenplatz. Die Übernachtungszahlen je Einwohner seien die zweithöchsten in der Bundesrepublik.

sven-michael veit