alexandros tziolis, defensivspieler
: Den der Uli auch geholt hätte

Er muss an diesem Abend einen Faden zwischen sich und dem Ball gesponnen haben. So selbstverständlich zog er ihn immer wieder an sich, und ebenso selbstverständlich zerschnitt er mit Pässen von fast schon Angst einflößender Präzision den Bremer Abwehrtorso.

Als die Bremer im vorigen Sommer vor heimischen Publikum von Panathinaikos Athen mit 0 : 3 gedemütigt wurden, bereitete Alexandros Tziolis nicht nur den ersten Treffer vor und schoss später selbst den dritten. Er thronte dabei im Mittelfeld als der Idealtypus Grieche, den erst Otto Rehhagel erfunden hat: als Defensivblock unüberwindbar und mit dem Gefühl für den nötigen Schritt über die Mittellinie. Die eigentliche Kunst des Tziolis’ bestand jedoch darin, nach diesem Spiel andere die Interviews geben zu lassen. Denn Tziolis fällt außerhalb seiner Kampfzone kaum auf.

Nur Klaus Allofs hat ihn in Erinnerung behalten und nun, vorerst auf der Basis eines Leihgeschäfts, nach Bremen geholt. Auch, weil Tziolis zum Vortanzen extra nach Bremen gekommen war. Es scheint fast, als würde der Grieche das Bremer Trikot nun vor allem deshalb tragen dürfen, weil er seinen neuen Kollegen zuvor richtig weh getan hat.

Diese Art der Spielersichtung erinnert an die Uli-Hoeneß-Taktik der bayrischen Belohnung, mit der der Münchner Manager über Jahre all jene Spieler der Konkurrenz verpflichtete, denen gegen die Bayern ein paar Übersteiger gelungen waren. In Bremen können sie zu diesem Thema eine schaurig-schöne Melodie auf dem Leierkasten spielen, waren sie doch stets Hauptopfer dieser bajuwarischen Eindämmungspolitik.

Und es ist schließlich gar nicht so lang her, dass mit Tim Borowski ein weiterer Leistungsträger von Hoeneß nach München geholt worden war, wo er nun aber ein Schattendasein als große blonde Einwechselattraktion fristet. Da Bremen aber noch immer mehr Schaaf als Schickeria ist, wird Tziolis dieses Schicksal wohl nicht teilen müssen. Denn Werder braucht ihn, um das ein oder andere Loch im Mittelfeld zu stopfen. Insbesondere jenes, das Borowski hinterlassen hat.

LUCAS VOGELSANG

Fotohinweis:ALEXANDROS TZIOLIS, 23, Werder- -Neuling, hat das Talent, außerhalb seiner Kampfzone kaum aufzufallen. FOTO: AP