Kronzeuge sagt aus

Geschäftspartner von Waffenhändler Schreiber bestätigt im Strauß-Prozess: Millionen flossen an Politikerfamilie

AUGSBURG ap ■ Im Steuerhinterziehungs-Prozess gegen den Politikersohn Max Strauß hat Kronzeuge Giorgio Pelossi wesentliche Vorwürfe der Anklage bestätigt. Der Schweizer Treuhänder und ehemalige Partner des Rüstungslobbyisten Karlheinz Schreiber sagte aus, die Familie Strauß habe von dem Geschäftsmann mehrere Millionen Euro aus Airbus-Provisionen erhalten. Pelossis Aussage wurde am Freitag vom Vorsitzender Richter Maximilian Hofmeister verlesen, nachdem das Gericht den Zeugen Ende April unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Schweiz vernommen hatte.

Von Schreibers rund 20 Millionen kanadischen Dollar Provisionen für die Lieferung von knapp 100 Flugzeugen an die Air Canada ging laut Pelossi ein Viertel an die Familie Strauß und die Hälfte an „kanadische Freunde“. Den Rest habe Schreiber selbst behalten, berichtete der Tessiner Geschäftsmann, der sich nach einem Streit ums Geld mit Schreiber überworfen hatte.

Die Millionen an die Strauß-Familie seien zum Teil als Entschädigung für ein verpatztes Immobiliengeschäfts in Kanada geflossen, bei dem das bayerische Ministerpräsidenten-Ehepaar viel Geld verloren habe. Pelossi widersprach jedoch Schreibers Version, das Geheimkonto Maxwell sei nicht für Max Strauß, sondern für die CSU bestimmt gewesen. Die Anklage geht davon aus, dass das Konto „Maxwell“ nach Max Strauß benannt ist, der darüber 2,66 Millionen Euro aus Airbus- und Panzergeschäften erhalten und nicht versteuert haben soll.

Vor der Verlesung der Pelossi-Aussage kam es zwischen Verteidigung und Richter Hofmeister zum Streit. Strauß-Verteidiger Heiko Lesch kritisierte scharf die Vorladung mehrerer CSU-Politiker bis hin zu Ministerpräsident Edmund Stoiber: „Das bringt überhaupt nichts“, sagte der Anwalt. Wenn das Gericht ernsthaft schwarzen Kassen nachgehen wolle, müsse es alle Parteispenden und Konten der CSU prüfen.