Madagaskar urteilt

Expräsident Ratsiraka in Abwesenheit zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Er bleibt aber in Frankreich

ANTANANARIVO afp/taz ■ Ein Strafgericht in Madagaskars Hauptstadt Antananarivo hat den ehemaligen Präsidenten des Landes, Didier Ratsiraka, zu zehn Jahren Zwangsarbeit wegen Unterschlagung öffentlicher Güter verurteilt. Die Anschuldigung bezieht sich auf die Entnahme von umgerechnet über sieben Millionen Euro aus einer Filiale der madegassischen Zentralbank in der Stadt Toamasina im Juli 2002, als Ratsiraka dort eine parallele Regierung errichtet hatte.

Der einstige Präsident hatte im Dezember 2001 versucht, die Präsidentschaftswahlen zu fälschen, und rief außerhalb der Hauptstadt eine Gegenregierung aus, als sein Widersacher Marc Ravalomanana im Februar 2002 nach wochenlangen Massendemonstrationen die Macht ergriff. Am 5. Juli floh er nach Frankreich ins Exil, nicht ohne vorher die Zentralbankfiliale in Toamasina auszuräumen.

Das am Mittwoch ergangene Urteil ist das erste der madegassischen Justiz gegen Ratsiraka, dem außerdem zahlreiche weitere Straftatbestände vorgeworfen werden. Zahlreiche Amtsträger der diktatorischen Ratsiraka-Regierung sind bereits verurteilt worden. Der Expräsident hält sich bis heute in Frankreich auf, ebenso sein letzter Vizepremierminister Pierrot Rajaonarivelo, der am Freitag letzter Woche zu fünf Jahren Gefängnis wegen „Amtsanmaßung“ verurteilt worden war. Eine Auslieferung Ratsirakas nach Madagaskar ist offenbar nicht in Sicht. Das Außenministerium in Paris sagte, gegen Ratsiraka liege weder ein internationaler Haftbefehl noch ein Auslieferungsantrag vor. D.J.