hamburger szene
: Die Türen bleiben zu

Ich stehe am S-Bahnhof Allermöhe und warte auf den Zug, der mich in die Innenstadt bringen soll. Da erschallt die berüchtigte Lautsprecherdurchsage: „Bratz, knister, Unfall, Schienenersatzverkehr, Busse fahren zum Berliner Tor“.

Wie auf Kommando zücken die Wartenden ihre Handys und marschieren telefonierend zur Bushaltestelle. Dort heißt es warten, frieren, zuhause Bescheid sagen. So weit nichts Ungewöhnliches. Aber was dann geschieht, ist unglaublich: Nach einer halben Stunde fährt der Ersatzbus vor, leider ist er rappelvoll, denn er hat bereits in Bergedorf Fahrgäste eingeladen. Ich stehe günstig, und komme gerade noch rein. Etwa dreißig Leute bleiben schimpfend und fluchend zurück.

Eingequetscht stehe ich im schaukelnden Bus. Es wird heiß, die Luft ist schlecht, mir wird übel. So muss es sein, wenn man in Afrika mit dem Überlandbus fährt. Zum Glück hat keiner Ziegen oder Hühner dabei.

Die nächste Haltestelle taucht auf. Der Bus fährt vor, bremst, die Türen bleiben zu, weil keiner aussteigen will. Die in der Kälte Wartenden schlagen an die Bustüren und rufen: Aufmachen!

Der Bus fährt los. Einige laufen noch ein paar Meter mit. Lautes Geschrei. Der Busfahrer gibt Gas. Das Schauspiel wiederholt sich an jeder Haltestelle: Billwerder-Moorfleet, Tiefstack, Rothenburgsort. Endlich sind wir am Berliner Tor. Nichts wie raus und rein in die S-Bahn. Ob die anderen immer noch in der Kälte stehen? TINA STADLMAYER