Das bittere Ende

Die Kölner Schokoladenfabrik Stollwerck stellt im nächsten Jahr ihre Produktion ein. 150 Jobs fallen weg

KÖLN taz ■ Dass Ungemach droht, ahnten die Beschäftigten der Stollwerck AG bereits vor zwei Jahren. Bei der Übernahme des Kölner Traditionsunternehmens durch den Schweizer Konzern Barry Callebaut machten die Manager klar, dass es keine Arbeitsplatzgarantien geben werde. Die damaligen Befürchtungen wurden jetzt Realität. Die Schweizer Muttergesellschaft schließt im Zuge eines „Restrukturierungsprozesses“ die Stollwerck-Fabrik in Köln-Porz. Rund 150 MitarbeiterInnen verlieren Ende März 2005 ihren Job.

Für den Vorsitzenden des Stollwerck-Gesamtbetriebsrats, Randolf Bollenbach, ist es kein Trost, dass rund der Hälfte der Beschäftigten in Norderstedt bei Hamburg ein neuer Arbeitsplatz angeboten wird: „Callebaut hat keine allzu großen Probleme, sie dienen den Aktionären; und die erwarten Erträge. Da spielt die menschliche Seite keine Rolle.“ Callebaut setzt auf die Konzentration der Produktionsstätten. Die 7.000 süßen Kölner Tonnen sollen zukünftig in einem modernen Betrieb in Norddeutschland hergestellt werden.

Offiziell wurde gestern ab 6 Uhr die Frühschicht über das Schicksal der Schokofabrik informiert. „Die Mitarbeiter sind förmlich erstarrt, so geschockt waren sie“, sagt der Kölner Betriebsrat Johann Wilhelm Fassbender. Doch sang- und klanglos will er die Werksschließung nicht hinnehmen: „Wir werden mit der Gewerkschaft überlegen, mit welchen Aktionen wir reagieren.“

Neben den geplanten Protesten stehen die Verhandlungen zum Interessenausgleich für die betroffene Belegschaft auf der Tagesordnung. Ein mit dem Betriebsrat bereits geschlossener Rahmensozialplan sieht Abfindungen für die zu kündigenden Arbeitnehmer vor. Die Zukunft der 250 Verwaltungsbeschäftigten „soll erst mal sicher sein“, sagte Fassbender mit einem Unterton des Zweifels. Die Schweizer wollen nach eigenen Angaben den Verwaltungssitz der Stollwerck AG in Köln belassen und weiterhin Mitarbeiter in der Produktentwicklung und der Logistik beschäftigen.

Mit dem Aus für Stollwerck endet ein Stück Kölner Geschichte: Seit 1839 wurden hier Schokoladen und Süßwaren produziert, in besten Zeiten von über 2.000 Arbeitern. Wolfgang Jorzik