Die Sehnsucht der Männer

Am Bild der Südsee, ihrer prallen, anarchistischen Erotik, haben viele Herren gemalt

Der lüsterne Herrenblick hat unsere Vorstellung der Südsee geprägt. Der Arzt und Hobbyethnologe Gregor Kraus etwa zeigt in seinem Bildband „Bali“ die Einwohner dieser Südseeinsel als Menschen eines unberührten Paradieses. Krauses Fotografien, entstanden 1912 und 1913, waren eine ethnologische Sensation, die auch als Pin-ups ihre Funktion erfüllten. Die „wilde Frau“ – ein einziges sexuelles Versprechen, ihre Leib „eine unglaubliche Fantasie des Ausdrucks, voll pflanzlicher Anmut, tierhafter Bewegtheit und erotischer Gespanntheit.“

Am Bild der Südsee, ihrer prallen, unverhüllten, anarchistischen Erotik, haben viele Herren gemalt. Von Tahitis Entdecker James Cook über den Forschungsreisenden Louis Antoine de Bougainville bis zum Maler Paul Gauguin – sie alle entwarfen das Bild einer vibrierenden, wollüstigen, exotischen Atmosphäre. Paul Gauguin, der prominenteste Propagandist der Südsee-Idylle, schuf wunderschöne Bilder von Frauen im Naturzustand. Vor allem aber liebte er sie: „Jede Nacht kamen die teuflischen Straßenmädchen in mein Bett. Gestern hatte ich derer drei, um weiterarbeiten zu können. Ich muss dieses wilde Leben beenden und mir ein ernsthaftes Mädchen suchen, um ohne Pause weiterzuarbeiten“, schrieb er 1895 in einem Brief an seinen Freund und Agenten. Seine feste Freundin wurde ein Mädchen von dreizehneinhalb Jahren.

„Die schwarze Sklavin, die Frauen mit den Mandelaugen, die Indianerin und über allen das Südseemädchen. Sie alle zusammen beginnen den Körper zu bilden, der sich den Wünschen zum Aufbruch gerüsteter Männer als geheimnisvolles Ziel anbietet; dieser Körper enthält mehr Lockungen als der Rest der Welt zusammen“, schreibt Klaus Theweleit in seinen „Männerphantasien“ zu den Südseeträumen, die heute der Tourismus aufgreift. BURGHOFF, KRESTA