Versicherer machen Terror

Über 169 Terrorversicherungen haben Berliner Hauseigentümer mit der Firma Extremus abgeschlossen. Zahlen sollen die Mieter. Selbst Otto Schily ist betroffen

Die Schatten des 11. September sind lang. Manchmal finden sie ihren Weg sogar ins klein Gedruckte. Wer dieser Tage die Betriebskostenabrechung bekommt, sollte jedenfalls genau nachschauen, ob da nicht ein neuer Posten aufgelistet ist: etwa für eine „Terrorversicherung“.

Schuld ist diesmal nicht Otto Schily (SPD). Im Gegenteil, der Bundesinnenminister wurde eines der ersten Opfer der Terrorversicherer. Als seine Mitarbeiter die Jahresabrechnung für den Ministeriumssitz in Alt-Moabit studierten, staunten sie nicht schlecht. Einen sechsstelligen Betrag wollte der Münchner Immobilienhai und frühere Pizzabäcker Ernst Freiberger laut Tagesspiegel vom Innenminister. Da blieb dem sonst so forschen Otto nur die Flucht in die Ausflucht: Es gebe doch gar keine Hinweise darauf, dass das Innenministerium ein Anschlagsziel sein könnte, sagte ein Sprecher.

Aber das ist den Terrorversicherern sowieso schnuppe. Mittlerweile wurde nämlich auch bekannt, dass so mancher Hauseigentümer sein Gebäude gegen terroristische Anschläge versichert – und die Kosten auf die Mieter umgelegt hat. Möglich macht das die Versicherungsgesellschaft Extremus, die sich nach dem 11. Spetember 1001 gegründet hat. Dem Tagesspiegel sagte Extremus-Vorstandsmitglied Dirk Harbrücker, man habe in der Haupstadt schon 169 Verträge mit einem Versicherungswert von insgesamt 25 Millionen Euro abgeschlossen.

Die betroffenen Mieter dürften indes gespannt auf den Streit zwischen Schily und Freiberger schauen. Die Positionen jedenfalls sind schon mal abgeklärt: Terrorversicherungen sind ein Luxus, den man nicht auf die Miete umlegen darf, sagt der Berliner Mieterverein. Harbrücker meint dagegen, Terrorversicherungen seien nichts anderes als Brandschutzversicherungen – auch da würden die Prämien umgelegt. UWE RADA