Amnesty rügt Brasilien

Kritik am Zustand von Justiz, Knästen und Polizei. Zahl der Tötungen durch Polizei in Rio de Janeiro erreicht Rekord

BRASILIA dpa ■ Die Generalsekretärin von amnesty international (ai), Irene Khan, hat in Brasilien die Justiz, die Gefängnisse und die Sicherheitskräfte des südamerikanischen Landes scharf kritisiert. Khan übergab Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva zum Abschluss ihres mehrtägigen Besuchs am späten Donnerstagabend in Brasilia einen Bericht, in dem sie unter anderem eine Reform des Justizapparats fordert.

Das Justizsystem habe in Brasilien zwei Gesichter und beschütze nur die Reichen, heißt es in dem Papier. „Die Armen haben in Brasilien keinen Zugang zum Justizsystem“, klagte Khan nach dem Treffen mit Lula. Die 46-jährige Juristin aus Bangladesh verurteilte auch den Einsatz von Folter „als polizeiliche Untersuchungsmethode“. Große Teile der brasilianischen Bevölkerung seien weiter Opfer von systematischen und schweren Misshandlungen durch die Polizeikräfte.

Unterdessen wurde bekannt, dass in der Metropole Rio de Janeiro die Zahl der Tötungen durch die Polizei so hoch ist wie noch nie seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 1998. Im Oktober sei mit 132 Todesopfern ein neuer Monatsrekord in diesem Bereich aufgestellt worden, berichteten die Medien gestern unter Berufung auf die Polizei. Alle Opfer der Polizeiarbeit seien Verbrecher gewesen, kommentierte der Sicherheitsminister des Bundeslandes Rio, Anthony Garotinho, die Statistik.