was macht eigentlich ...Ikea?
: Berlins Lebensgefühl aufgreifen

Ikea liebt Berlin, Berlin liebt Ikea. So einfach ist das. Berlin sei die „heimliche schwedische Hauptstadt“, schmeichelt der skandinavische Holzregalmonopolist schon seit Wochen. Um so die heimlichen Schweden auf die Eröffnung der dritten Ikea-Filiale vorzubereiten, auf die 21.000 Quadratmeter voller Billy-Regale, die 1.800 Parkplätze und die 380 neuen Mitarbeiter, die nichts anderes zu tun haben werden, als Family-Cards, schwedische Hotdogs und Seelachsfilets zu verteilen. Berlin, zweitgrößter Ikea-Standort Europas.

Es ist aber nicht so, dass der immer noch agile Ikea-Erfinder Ingvar Kamprad mit seiner Einrichtungsinvasion die Berliner Wohnzimmer endlich vom schlechten Geschmack befreien wollte. Es ist viel einfacher: Ikea passt zu Berlin, weil es dem Lebensgefühl der rot-rot geführten Stadt so nahe kommt. Wer sich von Postsozialisten regieren lässt, der steht auf den Einheitslook, den der Möbelgigant deutschen Wohnungen aufdrückt. Der mag die piefig schlichte Ordnung, die ein Kiefernholz-Regal in alle Räume bringt. Der mag die in Reih und Glied hängenden Lampen, mit denen Ikea am Alex schon tief in ehemals sozialistisches Kerngebiet gedrungen ist. Und er schraubt eigenhändig die Möbel zusammen, um sich am Produktionprozess zu beteiligen – daran gewöhnt, dass die entscheidende Schraube fehlt. Vor allem aber fährt der Ikea-Gründer noch immer seinen alten Volvo. Und gibt sich damit ganz berlinerisch: Nur kein Geld verschwenden. ANN FOTO: ARCHIV