Radioaktive Luft in Hannover-List

ALTLAST In zwei Wohnungen werden gefährliche Mengen des Edelgases Radon gemessen. Sie stehen auf dem ehemaligen Grundstück der Chemie-Firma De Haen. Behörden empfehlen konsequentes Lüften

Die Altlastenuntersuchung in List ist abgeschlossen. Folgende Ergebnisse liegen vor:

■ Im Grundwasser wurden Schadstoffe gefunden, darunter Uran.

■ 42 Grundstücke sind so stark belastet, dass gehandelt werden muss.

■ Das Gleiche gilt wohl für zwei Wohnungen, in denen die Luft verstrahlt ist. (knö)

In zwei Wohnungen in Hannover-List sind starke Konzentrationen des radioaktiven Edelgases Radon gemessen worden. Nach Angaben der Region Hannover sind die Bewohner möglicherweise einem überdurchschnittlichem Krebsrisiko ausgesetzt. Sollten die Messungen bestätigt werden, müsste die Quelle des Radons mittelfristig beseitigt oder abgedichtet werden.

Die Wohnungen stehen auf dem Gelände der ehemaligen Chemiefabrik der Firma Eugen de Haen, die dort vor mehr als 100 Jahren Leuchtstoffe herstellte. Nachdem das Unternehmen weggezogen war, wurden ein Platz und eine Siedlung auf dem Grundstück gebaut. Dort war im vergangenen Sommer eine erhöhte Radioaktivität gemessen worden. Neben radioaktiven Stoffen schlummert eine Reihe anderer giftiger Chemikalien im Erdreich.

Im Februar ließ die Stadt den De-Haen-Platz auskoffern. Auf den benachbarten Wohngrundstücken wurden Bodenproben genommen, die Raumluft untersucht und das Grundwasser analysiert. Auf 42 von 112 betroffenen Flächen ermittelte die Braunschweiger Firma Hydrogeologie bedenkliche Schadstoffgehalte. „Wir sind jetzt dabei zu gucken, wie man damit umgehen kann“, sagt Christina Kreutz von der Region Hannover.

Die jetzt gemessene Radioaktivität in der Raumluft sei nur ein zusätzlicher Indikator für die Belastung des Bodens. Das Radon entstehe als Zerfallsprodukt der Chemikalien im Boden. Als Gas breite es sich in Poren und Hohlräumen im Boden aus und könne über Rohrleitungen und Mauerrisse in die Häuser dringen. „In allen Fällen ist dort, wo jetzt eine erhöhte Radonkonzentration festgestellt wurde, ohnehin Handlungsbedarf gegeben“, sagt Axel Priebs, Umweltdezernent der Region Hannover.

Noch ist allerdings unklar, ob der Grenzwert von 400 Becquerel pro Kubikmeter, ab dem das Bundesumweltministerium Handlungsbedarf sieht, tatsächlich im Jahresmittel überschritten wurde. Bisher stützten sich Messungen auf einen Dreimonatszeitraum im Winter, sagt Kreutz. Jetzt müsse noch geprüft werden, wie sich die Werte im Sommer entwickelten. „Sollte die Radonkonzentration trotz konsequenten Lüftverhaltens konstant bleiben, schließe ich vorgezogene Sanierungsmaßnahmen nicht aus“, sagt Priebs.

Das von der Stadt ausgekofferte Erdreich wird derzeit zwischengelagert. Die Niedersächsische Gesellschaft zur Endablagerung von Sonderabfall (NGS) hat nach Auskunft eines Sprechers eine Deponie im Visier, die bereit wäre, den Sondermüll anzunehmen. Eine zunächst ins Auge gefasste Deponie im Rheinland hatte einen Rückzieher gemacht. GERNOT KNÖDLER