hässlich & mopsig von ILKE S. PRICK
:

„Komm, probier die mal“, sagt meine Freundin und pfeffert mir etwas durch diese alberne Schwingtür. Ich fühle mich wie im Wilden Westen, mitten im Saloon. Pianomusik und Billy the Kid fehlen zwar, aber dafür gibt’s hier Hosen. Viele Hosen. Lässig fange ich den Bügel.

„Ich glaube, ich brauche mal was Neues“, hatte ich gestern gesagt, als wir die Gläser voll Eierlikör kippten. „Was Neues?“, fragte meine Freundin. „Ein paar Kekse vielleicht? Oder willst du doch die Reste der Gans aus dem Gefrierfach holen?“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Hm, Rotkohl. Nach den Süßkramresten keine schlechte Idee.“ – „Quatsch“, antwortete ich und öffnete den oberen Knopf meiner Jeans. „Nichts Neues zu essen. Was Neues zum Anziehen.“

Sale-Sale-Sale steht draußen. Und wir sind drin. „Los! Jetzt die“, befiehlt meine Freundin. „Ich weiß nicht“, murmele ich, „rosa-braun kariertes Acryl war nie so ganz mein Stil.“ Doch ihr Blick verbietet jede Gegenwehr. Also quetsche ich mich in die Hose, zipp – oh je. Ich frage mich, ob derjenige, der sich das mit diesen blöden Schwingtüren ausgedacht hat, vielleicht ein Bruder von dem ist, auf dessen Konto die Sache mit den Hüfthosen geht. Im Sommer, okay. Aber wir haben Winter! Meine Oma meinte jedenfalls, dass kalte Nieren was mit Hämorrhoiden zu tun haben oder mit Einbußen bei der Gebärfähigkeit. „Ist bei dir eh zu spät“, sagt meine Freundin, um dann grinsend nachzusetzen: „Außerdem bist du warm genug eingepackt.“

Stimmt! Drei Fingerbreit unter meinem Bauchnabel sitzt formvollendet der Hosenbund. Eine Handbreit darüber krempeln sich die Wülste meiner geringelten Angorastrumpfhose. „Wieso Strumpfhose?“, flötet meine Freundin unschuldig und piekst ihren Finger in meinen Bauch. „Oben trägt es vielleicht etwas auf, aber dafür sind die Beine schön lang“, sage ich trotzig, um dann auf dem Weg zum Spiegel prompt über den Mega- Schlag zu stolpern. Meine Freundin verkneift sich ein Lachen, und ich überlege, ob ich sie nicht mit der Saloontür auf den Grabbeltisch katapultieren sollte.

„Versuch’s noch mal mit der“, flötet sie nach ihrer nächsten Runde durch hässlich & mopsig, doch meine Frustrationstoleranz ist mittlerweile ähnlich niedrig gelagert wie der Hosenbund. Während sie wühlen war, habe ich nämlich den Fehler gemacht, auch oberhalb des Bauchnabels in den Spiegel zu schauen. Der Erfinder der Hüfthosen und der Erfinder der Saloontür sind wahrscheinlich verschwägert mit dem Erfinder der fiesen Beleuchtung und dem Erfinder der schrecklichen Spiegelaufhängung. Ich habe zwar nicht gesehen, ob eine der Hosen gut am Hintern gesessen hat, aber dass da ein fetter Pickel, der heute Morgen garantiert noch nicht da war, gut auf meiner Nase sitzt, sehe ich auf jeden Fall. Und was noch? Dass meine Haare schon mal eine vorteilhaftere Farbe hatten. Von den Augenrändern ganz zu schweigen.

Das blöde Grinsen meiner Freundin, das sehe ich auch. „Noch mehr Neues?“, fragt sie heimtückisch. „Kaffee und Käsekuchen, das reicht“, sage ich maulend und verschweige, dass ich eigentlich noch nach einem Badeanzug kucken wollte. Aber das, glaube ich, wäre jetzt mehr, als ich verkraften kann.