Sprachkurse als Friedensdienst

Die Dortmunder Auslandsgesellschaft ist einer der größten Anbieter von Sprachkursen in Nordrhein-Westfalen. Daneben sollen Vorträge, Seminare und Studienreisen zur Völkerverständigung beitragen und Menschen für das Fremde begeistern

VON ULLA JASPER

Wer Weiterbildungsangebote, Sprachkurse und interkulturelle Seminare im Ruhrgebiet sucht, stößt beinahe unweigerlich irgendwann auf die Auslandsgesellschaft NRW. Durch eine Bürgerinitiative wurde sie vor mehr als 50 Jahren als Werkzeug der Völkerverständigung gegründet. Die beiden Dortmunder Stefan Albring und Wilhelm Hansmann, der später Oberbürgermeister werden sollte, wollten damit nach dem zweiten Weltkrieg ihren Beitrag zur Aussöhnung mit Frankreich leisten. Die französische Regierung unterstützte das Projekt mit Bücherspenden und in den folgenden Jahrzehnten schlossen sich auch Briten, Niederländer und Schweden der Initiative an.

Heute ist das Institut einer der größten Anbieter von Weiterbildungsseminaren und Sprachkursen in Nordrhein-Westfalen. Ziel der Arbeit ist es, „Humanität und Toleranz in der einen Welt“ zu fördern, wie es in der Satzung heißt. Neben Gastvorträgen ausländischer Politiker und Wissenschaftler sollen insbesondere Sprachkurse dabei helfen, Gespür und Interesse am Fremden, Unbekannten zu wecken und Kommunikation zu fördern.

Nachdem die Auslandsgesellschaft in den letzten Jahren mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen hatte, scheinen die Umstrukturierungen jetzt jedoch erste Früchte zu tragen: „Nach vier Jahren harter Sanierungsarbeit sind wir über den Berg“, erklärte der Präsident Heinz Fennekold bei der letzen Bilanzpressekonferenz. Vor allem das neue Zuwanderungsrecht könnte sich nun für das Institut als ein Glücksfall erweisen. Denn es sieht verpflichtende Deutschkurse für hier lebende Ausländer vor – die Auslandsgesellschaft bietet genau solche Kurse seit Jahren an. Interessierte können zwischen den unterschiedlichsten Kursprogrammen wählen, die speziell auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind – das Angebot reicht von „Deutsch für den Beruf“, „Deutsch in kleinen Schritten“ bis zu Kursen zur neuen Rechtschreibung oder einem Extraangebot für ausländische Kinder und Jugendliche. Ausländische Studenten, die eine Sprachprüfung für die Hochschulzulassung nachweisen müssen, können diese ebenso bei der Auslandsgesellschaft absolvieren.

Im Vordergrund aller Unterrichtseinheiten steht jedoch nicht allein das Büffeln von Vokabeln und Grammatik. Wert legt man auch auf interkulturelle Kompetenz und das Kennenlernen der deutschen Lebensart. Und weil jeder aus Erfahrung weiß, dass die Bürokratie ebenso zum Land gehört wie das Brandenburger Tor, kümmert sich eine Sozialpädagogin darum, dass die ausländischen Studierenden sich im Behördendschungel zurechtfinden.

Doch auch Deutsche, die aus beruflichen oder privaten Gründen einen Umzug ins Ausland planen oder einfach nur Spaß daran haben, sich mit der Welt zu beschäftigen, können vom Angebot der Auslandsgesellschaft profitieren. In mehr als 25 Fremdsprachen, von Arabisch bis Ungarisch, wird Gruppen- oder Einzelunterricht angeboten, der durch kulturelle Trainingsseminare und Reisen ergänzt wird. Von den Ressourcen der Auslandsgesellschaft können aber auch Unternehmen in Nordrhein-Westfalen profitieren. Firmen, die im Ausland expandieren und Mitarbeiter in die Fremde schicken wollen, können diese durch maßgeschneiderte Sprachkurse fit machen lassen.

Und wenn das nicht ausreichen sollte, hat die Auslandsgesellschaft auch noch ein paar Dolmetscher parat, die einspringen, wenn es mit der Verständigung über Sprachbarrieren hinweg doch nicht so gut funktioniert.