Einsame Feier für Ahmadinedschad

IRAN 185 Parlamentsabgeordnete bleiben der Siegesfeier des Präsidenten fern. Oppositionsführer Mussawi fühlt sich vom Regime zunehmend isoliert. Trauerkundgebung in Teheran abgesagt

HAMBURG/ TEHERAN/ BERLIN dpa/taz | Zwei Wochen nach den umstrittenen Wahlen im Iran nehmen die Straßenproteste ab, doch der Konflikt innerhalb des Systems der Islamischen Republik gärt weiter. Offenkundig wurde dies unter anderem auf einer Siegesfeier von Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Wie der britische Rundfunksender BBC berichtete, waren alle 290 Parlamentsabgeordneten dazu eingeladen, doch lediglich 105 von ihnen erschienen. Unter denjenigen, die es vorzogen, der Veranstaltung fernzubleiben, war auch Parlamentspräsident Ali Laridschani. Dies weist auf einen tiefen Riss in der iranischen Führung hin. Allerdings halten sich derzeit offenbar viele Abgeordnete in ihren Heimatprovinzen auf.

Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi beklagte unterdessen massive Beschränkungen bei Kontakten mit seinen Anhängern und die Schließung seiner Zeitung. Auf seiner Website deutete er an, dass das Regime ihn zunehmend isoliert. Es gebe Behinderungen, wenn er mit seinen Anhängern reden wolle. Zudem sei seine Zeitung Kalameh-Sabz („Das grüne Wort“) verboten worden. Auch 25 Autoren seiner Internetseite seien festgenommen worden. Nach Angaben aus dem Lager Mussawis wurden am Mittwoch auch 70 Professoren und andere Akademiker festgenommen, nachdem sie sich mit dem Oppositionsführer getroffen hatten. Eine für diesen Donnerstag angekündigte „Trauerkundgebung“ der Opposition, zu der der unterlegene Präsidentschaftskandidat Mehdi Karrubi aufgerufen hatte, wurde inzwischen abgesagt. Die Behörden hätten für die Kundgebung keinen geeigneten Ort zur Verfügung gestellt.

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